Unter einem Dach
Forschungsneubau HITec in Hannover soll Grundlagen- und angewandte Forschung zusammenbringen.
In Hannover entsteht derzeit ein zukunftsweisendes Forschungszentrum: Mit dem Hannover Institut für Technologie (HITec) plant die Leibniz-Universität Hannover eine Forschungsinfrastruktur, die erstmalig in Europa Grundlagenforschung, angewandte Forschung und Technologieentwicklung auf dem Gebiet der Quantenphysik und Geodäsie unter einem Dach vereint. Am Dienstag, 27. Januar 2015, erfolgte die Grundsteinlegung mit Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljaji und Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok sowie Volker Epping, Präsident der Leibniz-Universität Hannover.
Ziel des von Bund und Land finanzierten Neubaus ist es, hochpräzise Messtechnologien und hieraus abgeleitete Quantensensoren zu entwickeln. Künftig werden hier 100 bis 120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Physik und den Ingenieurwissenschaften arbeiten. Der Forschungsbau soll bis 2016 realisiert werden. „Im HITec werden grundlegende Fragestellungen der Physik im interdisziplinären Zusammenwirken mit der Geodäsie und den Ingenieurwissenschaften untersucht. Damit steht, neben den zu untersuchenden eminent wichtigen Fragen der Grundlagenforschung, das HITec nicht nur für unsere national wie international herausragende Physik, sondern auch für den fächerübergreifenden Forschungs-, aber auch Lehransatz“, sagt Volker Epping.
„Der Neubau des HITec ist ein weiterer Meilenstein in der niedersächsischen Forschungslandschaft, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen werden hier vorbildlich vernetzt. Dass heute der Grundstein für das Forschungszentrum gelegt werden kann, ist ein sichtbares Zeichen der Planungssicherheit, die die Landesregierung den Hochschulen garantiert“, sagt die Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Gabriele Heinen-Kljaji.
Die Entwicklung und der Test hochgenauer Quantensensoren erfordern besondere Laborbedingungen und stellen hohe Anforderungen an die Infrastruktur. „Die Ausstattung der Labore sowie die drei vorgesehenen Großgeräte gibt es in dieser Qualität und Kombination weder an deutschen noch an internationalen Forschungsinstitutionen“, sagt Wolfgang Ertmer, Vorsitzender der QUEST-Leibniz-Forschungsschule und Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG. „Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden hier Sensorsysteme entwickeln, erproben und herstellen, die in der Grundlagenphysik, der Erdmessung und Erdbeobachtung sowie der Präzisionsmetrologie zum Einsatz kommen“, erläutert Ertmer. „Dadurch gelingt es zum Beispiel, den Eismassenverlust infolge der Klimaerwärmung mit bislang unerreichter Qualität zu erfassen.“
Der Forschungsbau soll über ein Messdach verfügen, auf dem Freistrahl-Laserverbindungen betrieben werden können und welches eine direkte Sicht auf Satelliten ermöglicht. Zusätzlich ist der Einsatz von drei Großgeräten geplant, die in ihrer Kombination weltweit einmalig sind. Das wohl auffälligste Merkmal wird der so genannte Freifallsimulator sein, ein dreißig Meter hoher Turm für Experimente in der Schwerelosigkeit. Eine weitere Besonderheit stellt eine Anlage zur Entwicklung und Herstellung von Glasfasern und Faserlasern dar, beispielsweise für weltraumtaugliche Anwendungen. Das dritte geplante Großgerät ist eine so genannte Atomfontäne (Very Large Baseline Atom Interferometer, VLBAI), mit deren Hilfe hochpräzise Messtechnologien auf Basis von Materiewellen erforscht, getestet und entwickelt werden sollen.
Das Baukonzept des HITec sieht auch die Nutzung eines bereits bestehenden Gebäudes der Leibniz Universität an der Callinstraße vor. Das derzeit bereits teilweise von Arbeitsgruppen des Instituts für Gravitationsphysik genutzte Gebäude soll modernisiert und mit dem Neubau verbunden werden.
Als wichtigste Kooperationspartner, die unmittelbar an der Forschungsprogrammatik des HITec beteiligt sind, zählen die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig, das Laser Zentrum Hannover e.V. (LZH), das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik/Albert-Einstein-Institut (AEI), sowie das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM).
U. Hannover / DE