19.12.2016

UV-Licht für Oberflächen nach Maß

Reversible Reaktion erzeugt präzise fluoreszente Muster.

Ein neues Verfahren, um Ober­flächen zu struk­turieren sowie funk­tionelle Moleküle aufzu­bringen oder abzu­trennen, haben Wissen­schaftler am Karlsruher Institut für Technologie KIT entwickelt: Mit UV-Licht sorgen sie dafür, dass sich Disulfid­brücken bilden und lösen. Beide photo­dynamischen Reaktionen erlauben eine zeitlich und räumlich kontrollierte sowie umkehrbare Modi­fikation der Oberfläche und eröffnen so neue Möglich­keiten zur Erzeugung funk­tioneller Grenz­flächen.

Abb.: Fluoreszente Muster mit bis zu zehn Mikrometer kleinen Merkmalen lassen sich mit dem neuen Verfahren auf Oberflächen erzeugen. (Bild: Ang. Chem. / KIT)

Grenz­flächen von Feststoffen und ihre Wechsel­wirkungen mit Gasen, Flüssig­keiten oder anderen Fest­stoffen sind für Anwendungen in vielen Bereichen wichtig, beispiels­weise in der Elektronik, der Bio­technologie oder der Biomedizin. Steuern lassen sich die Wechsel­wirkungen unter anderem durch die räumlich aufgelöste Funktiona­lisierung der Ober­flächen. Photo­chemische, das heißt durch die Einwirkung von Licht eingeleitete Reaktionen ermöglichen dabei eine zeitliche und räumliche Kontrolle der Oberflächen­modifi­kation. Aller­dings führen die meisten der bisher zur Ober­flächen­funktiona­lisierung einge­setzten photo­chemischen Reaktionen zu irre­versiblen Modifi­kationen, weil dabei kovalente Bindungen entstehen.

Forscher um Pavel A. Levkin, Leiter der Gruppe „Biofunk­tionelle Polymer­materialien“ am Institut für Toxi­kologie und Genetik (ITG) und am Institut für Orga­nische Chemie (IOC) des KIT, stellen nun ein Verfahren vor, das eine sowohl zeitlich und räumlich kontrollierte als auch reversible Struk­turierung von Ober­flächen ermöglicht. „Rever­sible photo­chemische Modifi­kationen eröffnen viel­fältigere Möglich­keiten“, erklärt Pavel A. Levkin. „Sie eignen sich beispiels­weise zur dyna­mischen Abstimmung von Grenz­flächeneigen­schaften, zur Aktvierung und Deak­tivierung spezi­fischer Funktionen durch bestimmte Reize oder auch zum Aufbringen und Abtrennen funk­tioneller Molekül­gruppen.“

Mit UV-Licht leiten die Wissen­schaftler die Bildung und Lösung von Disulfid­brücken ein. Die Bildung einer Disulfid­brücke geschieht über die Oxidation von Thiolen, organischen Schwefel­verbindungen. Über eine Reduktion lässt sich die Disulfid­brücke wieder lösen. UV-induzierte Bildung und Lösung von Disulfid­brücken erlauben einen zeitlich und räumlich kontrol­lierten Thiol-Disulfid-Austausch. So brachten die Forscher auf thiol-modifi­zierten Polymer­oberflächen gezielt Disulfide auf und erzeugten damit präzise fluores­zente Muster mit bis zu zehn Mikro­meter kleinen Merkmalen. Die Foto­struk­turierung funktioniert auch umgekehrt durch das Aufbringen von Thiolen auf disulfid-modifi­zierten Ober­flächen.

KIT / JOL

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