31.07.2008
Verborgenes Van Gogh Bild sichtbar gemacht
Ein internationales Forscherteam kann an der Synchrotronstrahlungsquelle DORIS bei DESY mit einem neuen Verfahren Bilder, die später übermalt worden sind, wieder sichtbar machen.
Mit einem neuen Verfahren kann man Bilder, die später übermalt worden sind, wieder sichtbar machen. Ein internationales Forscherteam hat an der Synchrotronstrahlungsquelle DORIS bei DESY diese Technik erfolgreich an dem Gemälde Grasgrond von Vincent van Gogh angewendet. Die Wissenschaftler unter der Leitung der TU Delft fanden unter diesem Bild ein Frauenportrait.
Es ist bekannt, dass Vincent van Gogh häufig seine älteren Werke übermalt hat. Experten gehen davon aus, dass etwa ein Drittel seiner Bilder noch ein weiteres Werk verbirgt. Eine Weiterentwicklung der Röntgenfluoreszenzspektroskopie mit Hilfe von Synchrotronstrahlung kann diese verborgenen Bilder wieder zum Vorschein bringen. Bisher angewandte Techniken um übermalte Schichten sichtbar zu machen, beispielsweise Röntgenaufnahmen, haben ihre Grenzen. Deshalb hatte sich eine Gruppe von Wissenschaftlern von DESY, der Universität Antwerpen und dem Kröller-Müller-Museum unter der Leitung von Materialexperte und Kunsthistoriker Dr. Joris Dik von der TU Delft für eine andere Vorgehensweise entschieden: Das Gemälde wird von einem Röntgenstrahl aus einer Synchrotronstrahlungsquelle durchleuchtet und die Fluoreszenz der einzelnen Farbschichten wird gemessen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass die Fluoreszenz charakteristisch für die jeweiligen chemischen Elemente ist. Somit können einzelne Atomsorten/Elemente (z.B. Blei oder Quecksilber) und auch bestimmte Farbpigmente getrennt aufgezeichnet werden. Der Vorteil der Synchrotronstrahlung besteht darin, dass die Verfälschung des Messergebnisses durch die oberen Farbschichten geringer und die Messgeschwindigkeit hoch ist, so dass relativ große Flächen sichtbar gemacht werden können.
Das Werk Grasgrond malte Vincent van Gogh 1887 in Paris, heute gehört es dem Kröller-Müller Museum. Vorherige Forschungen hatten bereits die schwachen Konturen eines Kopfes hinter dem Gemälde erahnen lassen. Zwei Tage lang wurde die den Frauenkopf bedeckende Fläche von 17,5 x 17,5 Zentimetern an der Synchrotronstrahlungsquelle DORIS bei DESY in Hamburg mit einem intensiven und sehr feinen Röntgenstrahl abgerastert.
Mit Hilfe der Messungen konnten die Forscher das verborgene Bild in bisher unerreichter Detailgenauigkeit rekonstruieren. Dabei lieferte die Kombination der Verteilung der Elemente Quecksilber und Antimon, die in speziellen Farbpigmenten enthalten sind, ein „Farbfoto“ des Portraits, das übermalt worden war.
Die Rekonstruktion hilft den Kunsthistorikern, die Entwicklung in Van Goghs Werken besser zu verstehen. Die verwendete Technik ist auch für die Erforschung weiterer verborgener Bilder wegbereitend.
Weitere Infos:
- Originalveröffentlichung:
http://pubs.acs.org/cgi-bin/sample.cgi/ancham/asap/pdf/ac800965g.pdf - Bilder:
http://zms.desy.de/e548/e550/e6026/e422/index_ger.html