Verhedderte Wirbel in suprafluidem Helium
Rotierende Supraflüssigkeit bildet Grenzschicht aus turbulenten Wirbeln und zeigt Grenzen der Reibungsfreiheit.
Das Edelgas Helium wird bei -269 Grad flüssig und bei -271 Grad supraflüssig. Die Suprafluidität hat den Vorteil, dass beim Kontakt mit einer Grenzfläche keine Reibungskräfte wirken. Doch die völlig widerstandslose Bewegung funktioniert nur bei perfekt glatten Kontaktflächen. Eine Gruppe theoretischer Physiker der britischen Universität in Newcastle simulierte nun das dynamische Verhalten von suprafluidem Helium im Kontakt mit einer strukturierten Fläche. Dabei konnte sich eine dünne Schicht von winzigen, ineinander verhedderten Quantenwirbeln stabilisieren. Dieses Ergebnis könnte Auswirkungen etwa auf die Kühlung supraleitender Magnete haben, deren Kryostaten mit flüssigem Helium durchflossen sind.
Abb.: Verhedderte Wirbel in flüssigem Helium: Diese Simulation zeigt die komplexe Dynamik einer suprafluiden Flüssigkeit (rot) an kleinen Unebenheiten (gelb). (Bild: G. W. Stagg et al., Newcastle Univ.)
„Wir simulierten, wie eine Supraflüssigkeit über eine raue Oberfläche strömt“, sagt Nick G. Parker vom Joint Quantum Centre JQC an der Universität Newcastle. „Und wir waren überrascht, dass sich das Ergebnis deutlich vom bisherigen Modell für strömende Supraflüssigkeiten unterschied.“ Für dieses Ergebnis entwickelte Parker zusammen mit seinen Kollegen ein komplexes, dreidimensionales Modell, um das Verhalten von suprafluiden Helium an Grenzflächen zu ermitteln. Dabei erkannten die Forscher, dass die Flüssigkeit zwar – wie erwartet – keine Strömungsreibung im klassischen Sinn zeigte, sich dafür aber zahlreiche Wirbel bilden konnten, die wie Mini-
Um eine raue Grenzfläche in die Simulation zu integrieren, gingen Parker und Kollegen von einem winzigen Nanodraht aus einer Niobtitan-
Die Wirbel verursachten sogar ein Verhalten, das vergleichbar mit einer klassischen Flüssigkeit war. So wurde eine rotierende Supraflüssigkeit von der Wirbelschicht nach und nach abgebremst – ähnlich wie einer klassischen Flüssigkeit über die Strömungsreibung Bewegungsenergie entzogen wird.
Parkers theoretische Vorhersage zeigt nun erstmals, wie Supraflüssigkeiten über realistische, nicht perfekt glatte Oberflächen strömen könnten. Aufbauend auf der Simulation könnten nun Experimente folgen, um die Existenz der ineinander verhedderten Wirbel zu belegen. Das Ergebnis wäre nicht nur für die Grundlagenforschung interessant. Da flüssiges Helium auch in supraleitenden Magneten etwa in Teilchenbeschleunigern genutzt wird, ließe sich die Kühlung dieser Magnete mit einem besseren Verständnis des supraflüssigen Heliums optimieren.
Jan Oliver Löfken
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