20.12.2013

Vermessene Wellenfunktionen

Mit Photoelektronenspektroskopie die Aufenthalte von Elektronen in komplexen Moleküle rekonstruieren.

Seit Jahrzehnten suchen Physiker und Chemiker einen Weg, die Orbitale in Atomen, Molekülen und Festkörpern zu messen, die Welleneigenschaften der Elektronen ließen sich bisher aber nur in der Theorie vollständig erfassen. Wissenschaftlern aus Graz und Jülich ist es nun erstmals gelungen, diese nicht direkt zugängliche Größe für komplexe Moleküle im Experiment vollständig zu ermitteln. Die Wellenfunktion selbst lässt sich zwar nicht direkt beobachten – im Experiment geht eine wichtige Information verloren, die Phase –, doch mit einem mathematischen Trick konnten die Wissenschaftler diese verborgene Größe wiederherstellen und so die Orbitale einer Reihe von organischen Molekülen rekonstruieren.

Abb.: UV-Photonen schießen Elektronen aus einer Molekülschicht (grün) heraus, die auf einer Silberoberfläche adsorbiert ist. Die Messung der Energie- und Winkelverteilung der emittierten Elektronen liefert nach Anwendung eines iterativen mathematischen Verfahrens, die Elektronenorbitale des Moleküls (rot / blau; Bild: D. Lüftner, KFU Graz)

„Bisher ging man davon aus, dass die Messergebnisse der Photoelektronenspektroskopie, auf denen unser Verfahren beruht, für Moleküle auf Oberflächen durch Beugungsmuster und andere störende Effekte zu stark verzerrt werden. Diese Arbeit zeigt aber, dass die vollständige Rekonstruktion der Wellenfunktion überraschenderweise ganz einfach ist", erläutert Stefan Tautz vom Peter-Grünberg-Institut des Forschungszentrums Jülich. Seit einigen Jahren kooperiert er mit Puschnig und führt mit dessen Grazer Kollegen in der Arbeitsgruppe von Michael Ramsey Experimente am Helmholtz Zentrum Berlin durch.

Für ihre Untersuchungen schossen die Wissenschaftler mithilfe von ultraviolettem Licht Elektronen förmlich aus den Molekülen heraus. Die anschließende Vermessung der Energie- und Winkelverteilung der Elektronen gab Aufschluss über deren räumliche Verteilung im Molekül. Um die fehlende Phaseninformation zu rekonstruieren, nutzten die Physiker eine mathematische Eigenschaft der sogenannten Fourier-Transformation: Wenn die räumliche Ausdehnung der Wellenfunktion bekannt ist, dann lässt sich durch eine Serie von abwechselnden Fourier-Transformationen und -Rücktransformation die Phase schrittweise rekonstruieren. Auf diese Weise konnte das Team die räumliche Verteilung der Elektronen in fünf Molekülorbitalen entschlüsseln.

FZ Jülich / CT

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