Vernetzte Beschleunigerforschung
Entwicklungsplattform ATHENA bündelt alle sechs Helmholtz-Beschleunigerzentren.
ATHENA – Accelerator Technology HElmholtz iNfrAstructure – heißt eine neue Forschungs- und Entwicklungsplattform für Beschleunigertechnologien, in der sich alle sechs Helmholtz-Beschleunigerzentren – Desy, Forschungszentrum Jülich, Helmholtzzentrum Berlin, Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf HZDR, KIT und GSI mit dem Helmholtzinstitut Jena – zusammentun. Die Helmholtz-Gemeinschaft hat jetzt entschieden, dass sie ATHENA als strategische Ausbaumaßnahme mit fast dreißig Millionen Euro fördert. „Die Entscheidung zeigt das starke Engagement der Helmholtz-Gemeinschaft, bahnbrechende neue Beschleunigertechnologien zur Lösung gesellschaftlicher Zukunftsaufgaben zu entwickeln und bereitzustellen“, sagt Helmut Dosch, der Vorsitzende des DESY-Direktoriums und Sprecher des Forschungsbereichs Materie in der Helmholtz-Gemeinschaft.
Abb.: In nur wenigen Zentimeter langen Plasmazellen lassen sich Teilchen auf Energien beschleunigen, für die heute große Anlagen notwendig sind. (Bild: H. Müller-Elsner, Desy)
Gemeinsam wollen die Zentren zwei deutsche Leuchtturmprojekte der Beschleunigerforschung auf Grundlage innovativer plasmabasierter Teilchenbeschleuniger und hochmoderner Lasertechnologie aufbauen: bei Desy in Hamburg eine Elektronen- und am HZDR eine Hadronen-Beschleunigeranlage. An beiden Anlagen sollen verschiedene Einsatzgebiete entwickelt werden, die von einem kompakten Freie-Elektronen-Laser über neuartige medizinische Anwendungen bis hin zu neuen Einsatzmöglichkeiten in Kern- und Teilchenphysik reichen. Sobald die Nutzungsreife in einem Gebiet erreicht worden ist, könnten neue kompakte Nutzeranlagen in anderen Helmholtz-Zentren, aber auch in Universitäten und Krankenhäusern aufgebaut werden.
„Die Förderung des von Desy koordinierten ATHENA-Projekts ist ein wichtiger Meilenstein im 2011 begründeten ARD-Programm (Accelerator Research and Development) der Helmholtz-Gemeinschaft“, erklärt ARD-Initiator und Desy-Beschleunigerdirektor Reinhard Brinkmann. „Die Bündelung der Kompetenz aller Helmholtz-Beschleunigerzentren verspricht bahnbrechende Entwicklungen und neue Anwendungen für ultrakompakte Teilchenbeschleuniger.“
„Die Erforschung neuartiger Plasmabeschleuniger findet in einem Umfeld starker internationaler Wettbewerber aus den USA und Asien statt. ATHENA stärkt die traditionell führende Rolle der deutschen Beschleunigerforschung und unterstützt die internationale Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Wissenschaftsstandortes“, sind sich Ralph Aßmann, ATHENA-Projektkoordinator und Leitender Wissenschaftler bei Desy, und Ulrich Schramm, Leiter der Laser-Teilchenbeschleunigung am HZDR, sicher.
Die ATHENA-Arbeiten sind durch die EU-geförderte Designstudie EuPRAXIA mit ihren vierzig Partnerinstituten, ebenfalls durch Desy koordiniert, eng in die europäische Forschungslandschaft eingebettet. Damit hat das deutsche Spitzenforschungsprojekt ATHENA von Beginn an auch eine klare europäische Perspektive und Ausrichtung.
Desy / JOL