Verschränkte Photonen vom Fließband
Quantenpunkt erzeugt Clusterzustände für das Einweg-Quantencomputing.
Atome oder Photonen in quantenmechanisch verschränkten Zuständen sind eine wichtige Ressource für die Quanteninformationsverarbeitung. Besonders robust ist die Verschränkung für Clusterzustände, die man jetzt mit langen Sequenzen von Lichtquanten hergestellt hat. Clusterzustände wurden vor 15 Jahren von Hans Jürgen Briegel und Robert Raussendorf im Zusammenhang mit dem Einweg-
Abb.: Der Grad der Verschränkung zweier Spins („Qubits“) nimmt schnell mit ihrem Abstand ab. Die blauen Punkte wurden anhand der gemessenen Eigenschaften eines einzelnen Anregungs-
Jetzt haben David Gershoni und seine Kollegen am Technion in Haifa, Israel, mit optisch angeregten Halbleiterquantenpunkten Sequenzen von polarisationsverschränkten Photonen erzeugt, die in einem Clusterzustand waren. Wie so ein Zustand aussieht, sei für drei Photonen beschrieben. Ein rechts- bzw. linkszirkular polarisiertes (R- bzw. L-polarisiertes) Photon ist im Zustand 0 („unbesetzter Gitterplatz“) bzw. 1 („besetzter Gitterplatz“). Dann ist der Clusterzustand der drei Photonen eine spezielle Linearkombination der acht Basiszustände (000), (001), … (111).
Sind zwei benachbarte „Gitterplätze“ besetzt, also zwei direkt aufeinander folgende Photonen L-polarisiert, so bilden sie einen Bond und das Vorzeichen des entsprechenden Basiszustands dreht sich um. So wechselt (011) das Vorzeichen einmal, (111) zweimal und (101) keinmal. Nach dieser Vorschrift erhält man aus dem symmetrischen Produktzustand (000) + (001) + … + (111) den verschränkten Clusterzustand (000) + (001) + (010) – (011) + (100) + (101) – (110) + (111). Misst man die Polarisation des ersten oder dritten Photons, so bleiben die anderen beiden Photonen verschränkt. Misst man hingegen die Polarisation des mittleren Photons, so zerfällt der Cluster in zwei nicht verschränkte Photonen.
Vor sieben Jahren hatten Netanel Lindner und Terry Rudolph ein Verfahren zur Erzeugung photonischer Clusterzustände vorgeschlagen, bei dem ein Elektron in einem Quantenpunkt zur wiederholten Abstrahlung einzelner Photonen angeregt wird. Dabei ist die Polarisation jedes einzelnen Photons mit dem jeweiligen Spinzustand des Elektrons verschränkt. Das wiederum führt dazu, dass aufeinanderfolgende Photonen paarweise polarisationsverschränkt sind. Gershoni und seine Mitarbeiter haben diese Idee jetzt in abgewandelter Form realisiert.
Dazu haben sie in einem Halbleiterquantenpunkt zunächst ein langlebiges dunkles Exziton erzeugt. Ein Exziton besteht aus einem Elektron im Leitungsband und einem Loch im ursprünglich voll besetzten Valenzband des Halbleiters, die aneinander gebunden sind. Zeigen die Spins des Elektrons und des Lochs in entgegengesetzte Richtung, so können die Teilchen rekombinieren und ein Photon wird abgestrahlt. Sind die Spins gleichgerichtet, so wird die Abstrahlung unterdrückt und man hat es mit einem dunklen Exziton zu tun.
Das langlebige dunkle Exziton hat Spin 2. Wird es wiederum optisch angeregt, so entsteht ein Biexziton, das aus zwei aneinander gebundenen Elektron-
Durch einen geeignet polarisierten Laserpuls erreichten die Forscher, dass der Exzitonenspin und die Photonenpolarisation im verschränkten Zustand (+z,R) – (–z,L) waren. Nach erneuter Anregung des Exzitons durch den nächsten Laserpuls entstand ein weiteres Photon, dessen Polarisation mit der des ersten Photons und mit dem Spin des Exzitons verschränkt war. So konnten die Forscher schrittweise einen linearen Clusterzustand aufbauen.
Sie überprüften den Erfolg ihres Verfahrens, indem sie durch Zustandstomographie ermittelten, wie sich der Zustand des Systems bei einem einzelnen Anregungs-
Zudem führten die Forscher zwei Prozessschritte hintereinander durch und untersuchten direkt die Verschränkung des Exzitonenspins und der Polarisationen der beiden Photonen. Demnach waren sowohl das Exziton und das zuletzt erzeugte Photon als auch das letzte und das vorletzte Photonen eindeutig spinverschränkt. Hingegen war die Verschränkung zwischen dem Exziton und dem vorletzten Photon deutlich schwächer. Der Grad der Verschränkung zweier Spins (Exzitonen- oder Photonenspins) fiel exponentiell mit ihrem Abstand. Eine Verschränkung über fünf aufeinanderfolgende Spins ließ sich indes noch nachweisen.
Mit ihrem Verfahren konnten die Forscher Strings von einigen hundert verschränkten Photonen herstellen. Für einen Einweg-
Rainer Scharf
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