Viele arbeiten ohne Bezahlung
Zahlreiche Hochschulabsolventen arbeiten laut einer Studie an zwei großen deutschen Universitäten erst einmal monatelang als unbezahlte Praktikanten.
Berlin (dpa) - Zahlreiche Hochschulabsolventen arbeiten laut einer Studie an zwei großen deutschen Universitäten erst einmal monatelang als unbezahlte Praktikanten. Das ergab eine am Donnerstag vorgestellte Untersuchung der Freien Universität Berlin (FU) im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung und des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Nach Angaben der Forscher machten 37 Prozent der befragten Akademiker der FU Berlin und der Universität zu Köln nach ihrem Abschluss ein mehrmonatiges Praktikum. Die Hälfte der untersuchten Vollzeit-Praktika waren unbezahlt, für die anderen gab es im Schnitt etwa 600 Euro pro Monat. Einschränkend sagten die Forscher, die Studie sei nicht unbedingt repräsentativ.
«Praktika nach dem Studium sind zu einer Form der Übergangsarbeitslosigkeit von Hochschulabsolventen geworden», resümierte der FU-Forscher Dieter Grühn. Ein fester Job werde anschließend nur den wenigsten angeboten. Stattdessen machten elf Prozent der Befragten nach dem ersten Praktikum noch ein zweites, das im Schnitt sechs Monate lang ist. Auch dreieinhalb Jahre nach dem Hochschulabschluss hatten nur 39 Prozent der Befragten einen unbefristeten Arbeitsvertrag in der Tasche.
Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock sah angesichts dieser Ergebnisse «dringenden politischen Handlungsbedarf» und forderte eine Begrenzung der möglichen Praktikumsdauer auf drei Monate. «Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass gut ausgebildete, engagierte junge Menschen als billige Arbeitsmarktreserve verheizt werden», sagte sie. Die SPD-Jugendorganisation Jusos forderte, auch öffentliche Arbeitgeber müssten sich schnellstmöglich verpflichten, keine Hochschulabsolventen als unbezahlte Praktikanten mehr anzustellen. «Generation Praktikum: Lösungen sind gefragt», hieß es.
Die «Generation Praktikum» steht für die Gruppe von Studenten und Absolventen, die befürchten muss, über Jahre von Praktikum zu Praktikum geschickt zu werden, ohne dass eine Festanstellung in Aussicht steht.
Weitere Infos:
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Die Studie zum Download (pdf):
http://www.boeckler.de/pdf/fof_praktikum_2007.pdf -
Böckler Impuls 2/2007mit Infografiken:
http://www.boeckler.de/pdf/impuls_2007_02_3.pdf -
Deutscher Gewerkschaftsbund:
http://www.dgb.de -
SPD-Jugendorganisation Jusos :
http://www.jusos.de