06.09.2023

Vielseitige Liquid-Jet-Methode

Verfahren ist unter anderem für Photoelektroden zur Produktion von grünem Wasserstoff relevant.

Grüner Wasserstoff aus Wasser und Sonnenlicht lässt sich direkt in einer photo­elektro­chemischen Zelle produzieren. Dafür müssen jedoch super­effiziente Photo­elektroden entwickelt werden, die viele Talente gleichzeitig besitzen: Das Sonnenlicht in Strom umwandeln, im sauren oder basischen Wasser stabil bleiben, als Katalysatoren die Aufspaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff befördern und noch dazu preiswert, verfügbar und ungiftig sein. Die große Materialklasse der Metalloxide kommt in Frage. Es ist jedoch knifflig, herauszufinden, was wirklich an den Grenzflächen zwischen den festen Metalloxid-Elektroden und dem wässrigen Elektrolyten passiert. Denn normale Röntgen­analytik funktioniert nicht, um Vorgänge an Proben in flüssigen Umgebungen zu untersuchen.

 

Abb.: In einem feinen Strahl schießt die Flüssigkeit mit suspendierten...
Abb.: In einem feinen Strahl schießt die Flüssigkeit mit suspendierten Metall-Oxid-Nano­partikeln durch das Röntgenlicht. So lassen sich chemische Reaktionen an den Grenz­flächen zwischen festen Metall-Oxid-Partikeln und flüssigem Elektrolyt untersuchen. (Bild: R. Seidel / HZB)

Eine der wenigen geeigneten Methoden sind Experimente mit einem Liquid-Jet, einem extrem feinen Flüssigkeits­strahl, in dem Nanopartikel aus Metalloxid suspendiert sind. Dieser Strahl schießt durch das Röntgen­licht von BESSY II, Störungen der Messdaten durch verdampfte Moleküle sind dabei vernachlässigbar. Robert Seidel ist Experte für diese Liquid-Jet-Methode, zu der nun ein Sonderheft der „Accounts of Chemical Research“ erschienen ist. Auf Einladung hat er als Gast­herausgeber das Heft betreut und berichtet darin auch über neue Experimente an BESSY II, die er mit Hebatallah Ali und Bernd Winter vom Fritz-Haber-Institut durchgeführt hat.

Sie untersuchten dabei zwei wichtige Modellsysteme für Photoelektroden: Nanopartikel aus Eisenoxid (Hämatit) und Anatas (Titanoxid) in wässrigen Elektrolyten mit unterschiedlichen pH-Werten. Hämatit und Anatas in Suspensionen sind photo­katalytische Modellsysteme. Sie sind ideal geeignet, um die Grenzfläche zwischen Festkörper und Elektrolyt auf molekularer Ebene zu untersuchen und chemische Reaktionen an Elektroden-Elektrolyt-Grenzflächen besser zu verstehen.

„Wir haben mit resonanter Photo­elektronen­spektroskopie (PES) die charakteristischen Finger­abdrücke verschiedener Reaktionen identifiziert. Damit konnten wir rekonstruieren, welche Reaktions­produkte unter verschiedenen Bedingungen, insbesondere abhängig vom pH-Wert, entstehen.“ Die zentrale Frage: Wie reagieren die Wasser-Moleküle mit oder an den Oberflächen der Nanopartikel?

Wie sauer oder wie basisch ein Elektrolyt ist, macht in der Tat einen großen Unterschied, stellte Seidel fest. „Bei niedrigem pH-Wert tendieren Wasser­moleküle an der Hämatit-Oberfläche dazu, sich aufzuspalten. Bei Anatas ist das nicht so, da werden Wassermoleküle an der Oberfläche der TiO2-NP adsorbiert“, berichtet Seidel. Damit Wassermoleküle an den Anatas-Nanoteilchen zerlegt werden, ist ein basischer pH-Wert nötig. „Solche Einblicke in die Wechsel­wirkungen an Oberflächen mit Wassermolekülen sind nur mit dieser Liquid-Jet-Methode möglich“, sagt Seidel.

Aus den Spektren konnten sie auch auf ultra-schnelle Elektronen­übergänge zwischen Metalloxid und den (aufgespalteten) Wasser­molekülen auf der Oberfläche schließen. Die Ergebnisse erlauben Einblicke in die ersten Schritte der Wasser­dissoziation und helfen, den Mechanismus für die licht­induzierte Wasser­spaltung an Metalloxid-Oberflächen aufzuklären.

HZB / DE

 

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