10.05.2007

Vielversprechender Start für EU-Forschungsrat

Mit dem Europäischen Forschungsrat (EFR) wagt die EU eine neue Versuchsanordnung: 22 Wissenschaftler dürfen Geld an Forscher verteilen - allein nach Exzellenzkriterien.

Brüssel (dpa) - Mit dem seit Jahresbeginn bestehenden Europäischen Forschungsrat (EFR) wagt die EU eine neue Versuchsanordnung. 22 Wissenschaftler, darunter die deutsche Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard, dürfen Geld an Forscher verteilen - allein nach Exzellenzkriterien, ohne auf Proporz unter den 27 Mitgliedstaaten achten zu müssen. Der EFR-Generalsekretär - und damit derjenige, der damit betraut ist, die milliardenschwere Institution aufzubauen - ist der langjährige Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft: der deutsche Biochemiker Ernst-Ludwig Winnacker.

«Wenn der Forschungsrat am Ende nur englische Universitäten fördert, weil dort nach seiner Auffassung das Beste gemacht wird, dann ist das eben so», sagte der 65-Jährige am Dienstagabend in Brüssel. Bei einem Vortrag in der Vertretung des Bundeslandes Hessen bei der EU gewährte der «Pionier an der Pensionsgrenze», wie manche Medien ihn nennen, erstmals vor größerem Publikum Einblick in die EFR-Arbeit. «22 Mitglieder im EFR, das ist bereits Programm. Es sind eben nicht 27, sondern weniger als die EU Mitgliedsländer hat.»

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die einst selbst als Physikerin forschte, hatte bei der Auftaktkonferenz des EFR vor ein paar Wochen davon gesprochen, dass die EU nun endlich «die Grenzen nationaler Forschung» überwinde.

In einer ersten Runde für Nachwuchswissenschaftler gingen 9167 Bewerbungen ein, wie Winnacker sagt. «Damit sind wir auf einen Schlag eine der wichtigsten und gefragtesten Förderorganisationen der Welt.» Der EFR habe in etwa die Hälfte davon erwartet, doch so sei es selbstverständlich auch gut. Die Liste der Bewerber sei noch nicht komplett ausgewertet, was beispielsweise Geschlecht und Herkunft angehe. Doch dass fast die Hälfte der Projekte aus der Physik oder Ingenieurswissenschaften stamme sowie etwa ein Viertel aus der Biologie, wisse man bereits.

Der EFR ist Teil des 7. Forschungsrahmenprogramms der EU und hat von 2007 bis 2013 ein Gesamtbudget von 7,5 Milliarden Euro. Ein Drittel des neuen EU-Topfes geht an Nachwuchs-Forscher - Wissenschaftler, die sich etwa zwei bis neun Jahre nach dem Abschluss ihrer Doktorarbeit befinden. Der Rest geht an etabliertere Forscher, für die demnächst eine Bewerbungsrunde beginnt.

In den kommenden Monaten sollen nach der Begutachtung etwa 250 bis 300 der fast 9200 Bewerber aus der ersten Runde übrig bleiben. Die Ausgewählten dürfen dann fünf Jahre lang mit 100 000 bis 400 000 Euro jährlich rechnen. Die Durchbrechung des sonst bei EU- Forschungsgeldern gängigen Gießkannenprinzips soll im übrigen auch helfen, europäische Jungforscher aus Übersee zurückzulocken. Zudem können sich auch Nicht-Europäer um die Elite-Förderung bewerben, wenn sie denn in Europa forschen wollen. Damit soll die EU als Forschungsraum attraktiver werden.

Der Forschungsrat, der der EU-Kommission unterstellt ist, wolle vor allem Vorhaben «an den Rändern der Wissenschaften» fördern, sagt Winnacker. Grundlagenforschung, um die Probleme von morgen zu lösen, sei erwünscht. Wer komplexe Systeme wie das menschliche Gehirn, das Klima oder Finanzmärkte erforsche, sei besonders willkommen.

Gregor Tholl, dpa

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