26.09.2018

Vom Verbrenner zum Stromer

Entwicklung der Pkw-Flotte hin zu Nachhaltigkeit muss schnell stattfinden, um Klimaziele einzuhalten.

In einer von Greenpeace beauftragten Studie haben Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raum­fahrt (DLR) untersucht, wie sich die europäische Auto­flotte entwickeln muss, damit das Ziel des Pariser Klima­abkommens, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, noch erreicht werden kann. Die Wissenschaftler vom DLR-Institut für Fahrzeug­konzepte in Stuttgart haben dazu zwei Szenarien aufgestellt: Das erste Szenario beschreibt, welche Entwicklungen hinsichtlich Pkw-Flotte und Pkw-Markt notwendig sind, um die globale Erwärmung mit einer Wahr­scheinlichkeit von 50 Prozent unter der Marke von 1,5 Grad Celsius zu halten. Das zweite Szenario setzt eine Wahr­scheinlichkeit von 66 Prozent zum Ziel. Beide Szenarien basieren auf Zahlen des Inter­governmental Panel on Climate Change (IPCC, Welt­klimarat).

Abb.: DLR-Forschungsfahrzeug mit Elektroantrieb beim Laden (Bild: DLR)

In beiden Szenarien gehen die Forscher von einem theoretisch verbleibenden CO2-Budget aus, das sie auf Basis des der­zeitigen Aus­stoßes für den Transport­sektor berechnet und auf den privaten Mobilitäts­sektor herunter­gebrochen haben. Für die 28 Staaten der Europäischen Union zuzüglich der Schweiz und Norwegen (EU28+2) bleibt ein noch aus­zustoßendes CO2-Budget von 6,0 Giga­tonnen im 50-Prozent-Szenario beziehungsweise von 3,6 Gigatonnen im 66-Prozent-Szenario.

„Mit Hilfe der am DLR entwickelten Simulations­software Vector21 können wir beschreiben, wie sich der Auto­markt entwickeln muss, um bestimmte Ziele zu erreichen. In unserer aktuellen Studie ist das die Wahr­scheinlichkeit, mit der die globale Erwärmung unter der 1,5-Grad-Marke bleibt", beschreibt DLR-Forscher Bent van den Adel, der die Studie feder­führend betreut hat.

Das 50-Prozent-Szenario ist der Studie zufolge noch realisier­bar unter der Annahme, dass ab dem Jahr 2030 keine Pkw mit reinem Benzin- oder Diesel­antrieb und ab 2037 auch keine Hybrid­fahrzeuge mit Verbrennungs­motor mehr verkauft werden. Der Bestand an konventionellen Antrieben geht also kontinuierlich zurück und im Jahr 2050 fahren bis auf wenige Hybrid­fahrzeuge nur noch alternativ angetriebene Pkw auf den Straßen Europas.

Im Gegensatz dazu lässt sich das 66-Prozent-Szenario nicht realisieren, das notwendige CO2-Budget wird überschritten – trotz sehr progressiver Annahmen zur Entwicklung der Pkw-Flotte: Die letzten Neu­wagen mit Diesel- und Benzin­antrieb werden bereits im Jahr 2025 verkauft. Ab 2030 sind nur noch emissions­frei fahrende Autos auf dem Markt. Der Bestand an Fahrzeugen mit konventionellem Antrieb geht drastisch zurück und fällt bis 2045 auf null.

„Beide Szenarien machen die zeitliche Brisanz des Themas deutlich und die Not­wendig­keit, alle verfügbaren Handlungs­optionen möglichst schnell in Betracht zu ziehen und umzusetzen", fasst van den Adel zusammen. Entwickelt sich die Pkw-Flotte in Europa hingegen weiterhin so wie bisher, könnte das von den DLR-Wissen­schaftlern im 50-Prozent-Szenario angenommene restliche CO2-Budget schon inner­halb von zehn Jahren verbraucht sein, das im 66-Prozent-Szenario bereits innerhalb von fünf Jahren.

Für beide Szenarien haben die DLR-Forscher angenommen, dass keine CO2-armen Kraft­stoffe zur Verfügung stehen und alle fahrzeug­technischen Potenziale bis an die Grenze ausgereizt werden, um CO2 einzusparen. Biomasse- und strom­basierte Kraft­stoffe sowie die mögliche Entlastung des Verkehrs­bereichs durch CO2-Einsparungen in anderen Sektoren flossen nicht in die Betrachtung ein. Die Forscher gingen davon aus, dass das Auto weiterhin eine wichtige Rolle in der privaten Mobilität spielen wird, verhaltens­bezogene Maßnahmen waren jedoch nicht Bestand­teil der Analyse.

DLR / DE

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