Von der Fledermausblume zur Sonarnavigation
Koevolution zwischen Fledermäusen und Blumen inspiriert effiziente Roboternavigation.
Sonarsysteme sind für Roboter und selbstfahrende Autos unerlässlich, da sie sehr kostengünstige Sensoren für Abstandsmessungen sind. Doch manchmal sind die erzielbaren Messergebnisse irreführend und bisher gab es auch keine Sonarzeichen, -schilder oder -signale, die die Navigation unterstützen können. Nun hat ein Forschungsteam der Uni Erlangen-
„Fledermäuse navigieren über die Echoortung, auch Biosonar genannt“, erklärt Ralph Simon von der Uni Amsterdam. „Sie können Objekte lokalisieren, indem sie hochfrequente Töne aussenden und die Echos erfassen, die von ihrer Umgebung reflektiert werden. Das ist eine geniale Art, die Welt akustisch wahrzunehmen und Fledermäuse können damit in völliger Dunkelheit hervorragend navigieren. Aber manchmal wird es schwierig, zum Beispiel, wenn sich ein Objekt, beispielsweise eine Nahrungsquelle, in der Nähe von Vegetation befindet. Denn dann vermischt sich das Signal des Objekts mit dem der Vegetation. Und doch gibt es sogar Fledermausarten, die sich von Blütennektar ernähren, also müssen sie offensichtlich fähig sein, Blüten direkt vor oder sogar in der Vegetation zu finden.“ Die Evolution hat eine hervorragende Lösung dafür gefunden: Einige südamerikanische Pflanzen, die von Fledermäusen bestäubt werden, haben spezielle Blütenteile entwickelt, die als Sonarreflektoren fungieren. Somit heben sich die Blüten akustisch von der Umgebung hervor und werden so von den Fledermäusen leichter gefunden.
Das Forschungsteam hatte die Idee, auf Basis dieser akustisch reflektierenden Blumenteile künstliche Sonarreflektoren zu entwickeln, die autonome Roboter und fahrerlose Autos durch unbekannte Umgebungen führen. Die Forscher entwarfen spezielle, Fledermäusen nachempfundene Sonarsysteme und floral inspirierte Sonarreflektoren. „Wir waren erstaunt, wie zuverlässig diese Reflektoren selbst in unübersichtlicher Umgebung erkannt werden“, sagt Simon. Das Forschungsteam konnte zeigen, dass diese künstlichen Reflektoren die Navigationseffizienz eines sonargesteuerten Robotersystems erheblich verbessern können. Sie waren sogar in der Lage, verschiedene Ansteuerbefehle für einen autonomen Roboter mithilfe unterschiedlicher Reflektorformen zu übertragen, was die Reflektoren zu perfekten Sonarverkehrszeichen macht. „Bioinspirierte Sonarschilder können sehr effiziente Werkzeuge sein, die Türen für neue Anwendungen von Sonarsensoren öffnen und für eine zuverlässige Navigation von autonomen Fahrzeugen sorgen können“, fasst Jan Steckel von der Uni Antwerpen zusammen.
FAU / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung:
R. Simon et al.: Bioinspired sonar reflectors as guiding beacons for autonomous navigation, Proc. Natl. Acad. Scie. U.S.A., online 6. Januar 2020; DOI: 10.1073/pnas.1909890117 - Dept. Ecological Science, Vrije Universiteit Amsterdam, Niederlande
- CoSys-Lab, Applied Engineering, University of Antwerp, Antwerpen, Belgien
- Sensorik (S. Rupitsch), Dept. Elektrotechnik-Elektronik-Informationstechnik Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg