Wärmefluss durch eine Kette aus Goldatomen
Durchbruch zu besserem Verständnis des Wärmetransports in Nanostrukturen.
Die präzise Kontrolle des Elektronentransports in der Mikroelektronik ermöglicht komplexe logische Schaltungen, wie sie täglich in Smartphones und Laptops genutzt werden. Von ähnlich fundamentaler Bedeutung ist der Wärmetransport, der bei sich immer weiter verkleinernden Chips beispielsweise für die Kühlung entscheidend ist. Einem internationalen Team unter Mitwirkung von Fabian Pauly und Peter Nielaba von der Uni Konstanz und ihren Mitarbeitern ist jetzt ein entscheidender Durchbruch zum besseren Verständnis des Wärmetransports gelungen. So konnte die Quantisierung des elektronischen Beitrags zum Wärmeleitwert für ein in der Nanophysik experimentell recht einfach zu realisierendes System demonstriert werden: Ketten aus Goldatomen. Die Studie zeigt außerdem, dass auf der quantenmechanischen Ebene der Atome mit dem Wiedemann-
Abb.: Künstlerische Darstellung der thermischen Leitwertquantisierung in einem atomar dünnen Goldkontakt. (Bild: E. Sahagun, U. Konstanz)
Das Versuchsobjekt ist zunächst ein dicker Golddraht. Dieser wird so lange gezogen, bis sein Querschnitt aus gerade einem Atom besteht und sich eine Kette aus einzelnen Goldatomen bildet, bevor der Kontakt schließlich reißt. Durch diese Kette an der absoluten Grenze der Miniaturisierung schicken die Forscher elektrischen Strom. Mit Hilfe verschiedener theoretischer Modelle lässt sich der Leitwert des elektrischen Transports berechnen und auch experimentell bestätigen. Dieser Leitwert besagt, wie viel Ladungsstrom bei einer angelegten elektrischen Spannung fließt. Der thermische Leitwert, der den Wärmefluss für eine anliegende Temperaturdifferenz angibt, konnte bisher für solche atomaren Drähte aber noch nicht gemessen werden.
Dabei stellte sich die Frage, ob das Wiedemann-Franz-Gesetz, das auf der Makroebene die Beziehung zwischen dem elektrischen Leitwert und dem thermischen Leitwert von Elektronen als proportional beschreibt, auch auf der atomaren Skala gültig bleibt. Im Allgemeinen wird der Wärmetransport in Nanodrähten sowohl durch Elektronen als auch durch Atomschwingungen bestimmt. Auf der atomaren Ebene müssen beide, Elektronen und Phononen, quantenmechanisch beschrieben werden. Da das Wiedemann-
Die Doktoranden Jan Klöckner und Manuel Matt konnten komplementäre theoretische Berechnungen durchführen, die zum Ergebnis hatten, dass der Phononen-
Wie Ladungs- und Wärmeströme in Nanostrukturen fließen, konnte anhand von Computermodellen, wie sie in den letzten Jahren in den Gruppen von Pauly und Nielaba entwickelt wurden, schon länger theoretisch berechnet werden. Um die Vorhersagen mit experimentellen Ergebnissen vergleichen zu können, war ein hochpräziser Versuchsaufbau nötig. In bisherigen Versuchen stellten sich die Signale, die vom Wärmefluss durch die Einzelatomkontakte ausgingen, als zu klein heraus. Edgar Meyhofer und Pramod Reddy von der University of Michigan in den USA gelang es jedoch, das Experiment so zu verbessern, dass das tatsächliche Signal herausgefiltert und gemessen werden konnte.
Die Ergebnisse der Studie ermöglichen nun, dass neben atomaren Kontakten aus Gold auch beliebige andere Nanosysteme von dieser Größenordnung untersucht werden können. Sie liefern ein paradigmatisches System für die experimentelle und theoretische Erforschung von zahlreichen fundamentalen Quantenphänomenen, die nicht zuletzt zu einer effizienten Energienutzung, beispielsweise im Rahmen der Thermoelektrizität, beitragen können.
U. Konstanz / RK