02.10.2015

Warum Tschuri wie ein Quietsche-Entchen aussieht

Rosetta liefert Erklärung für die seltsame Form des Kometenkerns.

Als die ersten aufgelösten Bilder des Kometen Tschuri­jumow-Gerasi­menko eintrafen, waren die Wissen­schaftler über­rascht: Der Kern besitzt eine eigen­artige, einem Quietsche-Entchen ähnelnde Form. „Sehr wahr­scheinlich sind zwei Kometen im noch jungen Sonnen­system zusammen­gestoßen und bildeten den heute sicht­baren Doppel­körper“, sagt Ekkehard Kührt, der die wissen­schaftlichen Beteili­gungen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raum­fahrt an der Rosetta-Mission leitet. „Um die gemessene geringe Dichte und die gut erhaltenen Schicht­strukturen beider Kometen­teile zu erklären, muss der Zusammen­prall bei kleinen Geschwindig­keiten sehr sanft erfolgt sein. Diese Erkenntnis gibt wichtige Hinweise auf den physika­lischen Zustand des frühen Sonnen­systems vor 4,5 Milliarden Jahren.“

Abb.: Die Weitwinkelaufnahme des Kometen Tschurijumow-Gerasimenko zeigt die seltsame, einem Quietsche-Entchen ähnelnde Form des Kerns. (Bild: DLR)

Ursprünglich hatten die Wissenschaftler zwei Theorien im Visier: Sie vermuteten entweder eine Kollision zweier Körper oder eine besonders intensive Erosion an der Stelle, die sich schließlich zum „Hals“ entwickelte. Die Analyse hoch­auf­gelöster Bilder des Kometen von der OSIRIS-Kamera auf Rosetta, die zwischen dem 6. August 2014 und 17. März 2015 entstanden, brachte jetzt die Auflösung des Rätsels.

Zunächst hatten die Wissenschaftler auf den Bildern über hundert terrassen­förmige Strukturen auf der Kometen­oberfläche und parallel verlaufende Schichten ausgemacht, die deutlich an expo­nierten Klippen, Wänden und Vertiefungen zu sehen waren. Mithilfe eines 3D-Kometen­modells konnten sie anschließend schluss­folgern, in welche Richtung und in welcher Tiefe die einzelnen Schichten verlaufen. Schnell wurde klar, dass die schicht­artigen Strukturen auf beiden Kometen­hälften zu finden sind, sich dort aber im Detail vonein­ander unter­scheiden. Das führte zu der Einsicht, dass sich die Strukturen nicht auf einem Körper gemeinsam entwickelt haben. Schon frühere Missionen zu den Kometen Tempel-1 und Wild-2 hatten Hinweise auf den schicht­artigen Aufbau der Himmels­körper geliefert.

„Kometen gelten als Zeitzeugen der Bildung unseres Planeten­systems, da sie sich durch ihre Entstehung in dessen kalten äußeren Regionen und wegen ihrer geringen Größe gut erhalten haben“, erläutert Kührt. „Unklar war, inwieweit gegen­seitige Stöße zur Alterung beige­tragen haben. Die Daten der Rosetta-Mission unter­streichen, dass Kometen auch in dieser Hinsicht nur moderat verändert wurden und tatsächlich sehr ursprüng­liches Material darstellen.“ Zudem deutet der ähnliche Aufbau beider Teil­körper darauf hin, dass diese einst in ähnlicher Weise entstanden sind.

DLR / RK

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