Wenn Galaxienhaufen kollidieren
Astronomen beobachten bislang größte kosmische Stoßwellen.
Galaxien bilden Galaxienhaufen, die durch die Schwerkraft zusammengehalten werden. Doch die Schwerkraft führt auch dazu, dass Galaxienhaufen sich gegenseitig anziehen und es unweigerlich zu Zusammenstößen kommt. Solche Kollisionen sind die größten astronomischen Ereignisse seit der Entstehung des Universums – und sie lösen im intergalaktischen Medium gewaltige kosmische Stoßwellen aus. Einem internationalen Forscherteam unter Leitung der Hamburger Sternwarte der Universität Hamburg ist es jetzt gelungen, mithilfe von Daten des Radioteleskops MeerKAT Bilder von der größten jemals beobachteten Stoßwelle zu erstellen. Die hochauflösenden Bilder aus dem Galaxienhaufen Abell 3667 geben bislang einzigartige Einblicke in die Struktur solcher Stoßwellen.
„Kosmische Stoßwellen stecken voller Überraschungen und sind viel komplexer, als wir zunächst dachten“, sagt Marcus Brüggen von der Hamburger Sternwarte. „Die Stoßwellen beschleunigen Elektronen fast bis auf Lichtgeschwindigkeit. Treffen diese schnellen Elektronen auf die Magnetfelder im Galaxienhaufen, geben sie langwellige elektromagnetische Strahlung ab, die von Radioteleskopen gemessen werden kann. So entstehen Bilder von Stoßwellen, die Aufschluss geben über die Lage der Magnetfelder im Galaxienhaufen.“
Der Galaxienhaufen Abell 3667 lässt sich mit MeerKAT, einer aus 64 Antennen bestehenden Anlage in Südafrika, besonders gut beobachten, weil er mit einer Entfernung von 800 Millionen Lichtjahren astronomisch gesehen fast noch zur kosmischen Nachbarschaft gehört. Wie die Beobachtungen des Teams zeigen, breiten sich die Stoßwellen mit 1500 Kilometern pro Sekunde aus und sind etwa sechzig Mal so groß wie unsere Milchstraße.
U. Hamburg / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
F. de Gasperin et al.: MeerKAT view of the diffuse radio sources in Abell 3667 and their interactions with the thermal plasma, Astron. Astroph., online (2022); DOI: 10.1051/0004-6361/202142658 - Extragalaktische Astrophysik & Kosmologie, Hamburger Sternwarte, Universität Hamburg
- MeerKAT, South African Radio Astronomy Observatory, kapstadt, Südafrika