09.07.2021

Wenn Kontinente Pirouetten drehen

Supervulkan spreizte und verdrehte Erdkrustenplatten.

Die Platten der Erdkruste vollführen komplizierte Bewegungen, die sich aber auf einfache Mechanismen zurückführen lassen. Das ist die kurze Version der Erklärung eines Risses, der die Welt vor 105 Millionen Jahren auf einer Länge von mehreren tausend Kilometern zu zerreißen begann. Ein Supervulkan hat demnach die Erdkruste über 7.500 Kilometer Länge gespalten und die Indische Platte von der Afrika­nischen Platte weg­gedrückt.

Abb.: Darstellung eines Mantel-Plume, der den Super­vulkan speiste und die...
Abb.: Darstellung eines Mantel-Plume, der den Super­vulkan speiste und die Platten auseinander drückte. (Bild: A. Steinberger, GFZ)

Ursache war ein Plume im Erdmantel, also eine Aufwallung heißen Materials, das langsam nach oben dringt. Dass die indische Landmasse sich damit auf den Weg nach Norden gemacht hat und an Eurasien stieß, ist lange bekannt. Dass aber eine scheinbar wider­sinnige Ost-West-Bewegung der Kontinental­platten Teil des Prozesses war, wird durch Berechnungen eines Teams um den holländischen Wissen­schaftler Douwe van Hinsbergen von der Universität Utrecht und Bernhard Steinberger vom Deutschen Geoforschungs­zentrum in Potsdam belegt.

Den Erkenntnissen zufolge bewegte sich die Indische Platte nicht einfach weg von Afrika, sondern drehte sich dabei. Grund dafür ist der Subkontinent, dessen Landmasse auf der weit größeren Platte wie eine Achse wirkt, um die sich die gesamte Platte dreht. Im Süden öffnete sich die Schere, im Norden schloss sie sich – dort wurden Gebirgs­bildungsprozesse und das untereinander Abtauchen von Krusten­platten induziert. Das hat dramatische Auswirkungen bis in die Jetztzeit.

So dauern die Subduktions­prozesse an und lösen immer wieder Erdbeben in der Mittelmeer­region zwischen Zypern und der Türkei aus. Die Spuren des Plumes und des Super­vulkans können heute noch identifiziert werden. Es sind Flutbasalte auf Mada­gaskar und im Südwesten Indiens. Sie zeugen von immenser vulka­nischer Aktivität, die von dem Mantel-Plume genährt wurde. Bernhard Steinberger hat berechnet, welche Bewegung und welchen Druck der Supervulkan nahe dem heutigen Madagaskar weiter im Norden an der Arabischen Halbinsel und im jetzigen Mittel­meerraum auslösen konnte. 

GFZ / JOL

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