05.03.2014

Wenn Plastik ins Schwimmen gerät

Polymere zeigen auch unterhalb der Glasübergangstemperatur eine dünne flüssige Schicht auf der Oberfläche.

Chemisch gesehen sind Kunststoffe langkettige Moleküle. Bei vielen Alltagsgegenständen liegt Plastik in fester Form vor. „Es gibt aber eine bestimmte Temperatur, die sogenannten Glasübergangstemperatur, oberhalb dieser aus der festen Masse eine zähflüssige Schmelze wird“, erklärt Joshua McGraw, der bei Karin Jacobs an der Universität des Saarlandes forscht. Bereits seit geraumer Zeit vermuten Wissenschaftler, dass Plastik und andere Polymere aber auch bei Temperaturen unterhalb dieser Glasübergangstemperatur eine dünne flüssige Schicht auf der festen Oberfläche besitzen.

Abb.: Die Bewegung der Oberfläche eines Polymers zu einem festen Zeitpunkt (Bild: U. Waterloo)

Diese flüssige Schicht haben kanadische Physiker nun zusammen mit McGraw erstmals nachweisen können. Die Schicht ist kaum 100 Nanometer dick und somit hundertmal dünner als ein menschliches Haar. Die Wissenschaftler haben für ihre Studie winzige Plastik-Kügelchen unter dem Rasterkraftelektronenmikroskop bei unterschiedlichen Temperaturen untersucht. Dabei haben sie sich die Oberflächenspannung zunutze gemacht.

„Wir haben beobachtet, dass sich die Oberfläche der Kügelchen mit der Zeit glättet, das heißt, es muss eine flüssige Schicht vorhanden sein“, sagt McGraw. Des Weiteren haben die Physiker festgestellt, dass es auch dann noch zu Fließbewegungen kommt, wenn die Gefriertemperatur des Plastiks unterschritten wurde. Ihre Ergebnisse konnten sie neben den Experimenten in einem mathematischen Modell belegen.

Für viele Unternehmen könnten die Ergebnisse der Studie von Interesse sein: Plastik ist nach wie vor bei etlichen Produkten ein Hauptbestandteil. Für Computerhersteller bedeutet das beispielweise, dass es bereits bei niedrigen Temperaturen zu Änderungen der einzelnen Komponenten kommen könnte. Neben dem Saarbrücker Physiker Joshua McGraw und den kanadischen Forschern um Yu Chai von der Universität Waterloo waren auch französische Wissenschaftler der École supérieure de physique et de chimie industrielles aus Paris an der Studie beteiligt.

U. Saarbrücken / DE

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