10.03.2016

Wie Atome in Nanomaterialien vibrieren

Analyse der Gittervibrationen hilft, nano­struk­tu­rierte Mate­ri­alien syste­matisch weiter­zu­ent­wickeln.

Materialien bestehen aus Atomen, die bei Raum­tempe­ratur vibrieren. Die kollek­tiven Gitter­schwin­gungen, auch Phononen genannt, sind für Eigen­schaften wie Wärme- und Ladungs­transport ver­ant­wort­lich. Gitter­schwin­gungen in Metallen, Halb­leitern und Iso­la­toren sind heute gut erforscht. Bisher war aller­dings unklar, wie sie sich in neuen, nano­struk­tu­rierten Mate­ri­alien ver­halten, von denen man sich bessere Displays, Sensoren, Batterien und kata­ly­tische Mem­branen ver­spricht. Vanessa Wood von der ETH Zürich und ihrem Team gelang es jetzt zu zeigen, wie sich Gitter­schwingungen in Nano­partikeln ver­halten und wie dieses Wissen syste­matisch für die ge­zielte Ent­wicklung von nano­struk­tu­rierten Mate­ri­alien ver­wendet werden kann.

Abb.: Die starken Gitter­schwin­gungen in der Hülle von Nano­kristallen sind für eine schlechtere Um­wand­lungs­effi­zienz von Licht in elek­trische Energie ver­ant­wort­lich. (Bild: D. Bozyigit, ETH Zürich)

Bei Materialien mit einer Größe von weniger als zehn bis zwanzig Nano­metern sind Schwin­gungen von Ober­flächen­atomen besonders ausge­prägt und haben einen wichtigen Ein­fluss auf die Material­eigen­schaften. „Während in Bereichen wie der Katalyse, der Thermo­elektrik oder der Supra­leitung solche starken Schwin­gungen hilf­reich sein können, ist der beob­achtete Effekt für andere Anwen­dungen wie LEDs und Solar­zellen uner­wünscht“, erklärt Wood.

Tatsächlich erklärt die Untersuchung de Teams, weshalb Solar­zellen aus Nano­partikeln ihr Poten­zial bis­lang noch nicht voll­ständig aus­schöpfen konnten. Durch den Vergleich von Experiment und Simu­lation zeigt die Forschungs­gruppe, wie die Inter­aktion von Gitter­schwin­gungen an der Ober­fläche mit Elek­tronen den Photo­strom in den Solar­zellen ver­ringert. „Da wir nun zeigen konnten, dass Gitter­schwin­gungen an der Ober­fläche außer­ordent­lich wichtig sind, können wir syste­matisch Mate­ri­alien ent­wickeln, die diese unter­drücken oder ver­stärken“, so Wood.

Woods Forschungsgruppe arbeitet seit längerem mit besonderen Nano­materialien, den kollo­idalen Nano­kristallen. Diese Kristalle, die auch als Quanten­punkte bekannt sind, besitzen Halb­leiter­eigen­schaften und können kontrol­liert mit einem Durch­messer von zwei bis zehn Nano­metern synthe­ti­siert werden. Die Materi­alien sind auf­grund ihrer optischen und elek­trischen Eigen­schaften interessant, die beide stark von der Partikel­größe abhängen. Sie werden bereits heute kommerziell als rote und grüne Leucht­mittel in LED-Fernsehern genutzt und als kosten­günstige Alter­native für aus Lösungs­mitteln abge­schiedene Solar­zellen gehandelt. Wie Forscher heraus­fanden, lässt sich die Leistung von Solar­zellen verbessern, wenn man eine Schale aus bestimmten Atomen um die Ober­fläche der Nano­kristalle legt. Bislang war unklar, wieso dies funk­tioniert. Die neue Unter­suchung zeigt nun, dass eine harte Schale von Atomen die Gitter­schwingungen und deren Wechsel­wirkung mit Elek­tronen unter­drückt. Das führt zu höheren Photo­strömen und damit zu effi­zienteren Solar­zellen.

ETH / RK

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