25.10.2016

Wie erdgroße Planeten bei Zwergsternen entstehen

Simulationen zeigen Wasseranteil von mehr als zehn Prozent.

Im August 2016 gaben Forscher die Entdeckung eines erdähn­lichen Planeten in der bewohn­baren Zone von Proxima Centauri bekannt. Proxima Centauri ist unser nächst­ge­legene Stern, hat jedoch zehn­mal weniger Masse als die Sonne und ist fünf­hundert Mal weniger hell. Bereits im Mai 2016 war ein ähn­licher Planet bei einem noch masse­ärmeren Stern namens Trappist-1 aufge­spürt worden. Das lässt darauf schließen, dass rote Zwerge zahl­reiche erdähn­liche Planeten beher­bergen.

Abb.: Künstlerische Darstellung von erd­großen Planeten, die um einen roten Zwerg­stern kreisen. (Bild: NASA / ESA / G. Bacon, STScI)

Wie könnten diese Planeten aussehen? Woraus könnten sie bestehen? Diese Fragen unter­suchen Yann Alibert und Willy Benz vom Forschungs­schwer­punkt PlanetS und dem Center for Space and Habi­tabi­lity der Uni Bern mittels Computer­simula­tionen. Erstmals simu­lierten sie jetzt die Ent­stehung von Planeten, die um Sterne kreisen, die zehn­mal weniger Masse haben als die Sonne.

Die Ergebnisse kommen den bisherigen Beobachtungen der erdähn­lichen Planeten sehr nahe. „Unseren Modellen gelang es, Planeten zu erzeugen, die punkto Masse und Umlauf­zeit den beob­achteten Objekten gleichen“, erklärt Alibert. „Interes­santer­weise haben wir heraus­ge­funden, dass Planeten in engen Umlauf­bahnen um diese Art Sterne klein sind. Ihr Radius liegt typischer­weise zwischen 0,5 und 1,5 Erd­radien und ent­spricht am häufig­sten einem Erd­radius. Künftige Ent­deckungen werden zeigen, ob wir richtig liegen.“

Zudem ermittelten die Forscher den Wassergehalt der Planeten, die ihren kleinen Zentral­stern in der bewohn­baren Zone um­kreisen: Neunzig Prozent der Planeten ent­halten einen Wasser­anteil von mehr als zehn Prozent. Zum Vergleich: In der Erd­masse beträgt der Wasser­anteil nur etwa 0,02 Prozent. Die meisten dieser fernen Planeten sind also im Unter­schied zur Erde Wasser­welten. Das bedeutet auch, dass sie von sehr tiefen Ozeanen bedeckt wären – und auf dem Meeres­grund käme das Wasser wegen des enormen Drucks in Form von Eis vor.

Flüssiges Wasser gilt als entscheidender Bestandteil für Leben, wie wir es kennen. „Was die Lebens­freund­lich­keit solcher Planeten anbe­langt, kann es auch zu viel Wasser geben“, sagt Benz, der auch Leiter der CHEOPS-Mission für die Schweiz ist, die poten­ziell lebens­freund­liche Planeten auf­spüren soll. In früheren Studien zeigten die Wissen­schaftler der Uni Bern, dass zu viel Wasser lebens­feind­lich sein kann, da es die Regu­lierung der Ober­flächen­tempe­ratur ver­hindern und das Klima destabi­li­sieren würde. „Aber das gilt für die Erde, während wir es hier mit bedeu­tend exo­ti­scheren Planeten zu tun haben, die einem viel unwirt­licheren Strahlungs­umfeld ausge­setzt sein könnten und ihrem Stern viel­leicht immer die gleiche Seite zu­wenden“, ergänzt Benz.


Die Forscher starteten ihre Berechnungen mit einer Serie von einigen Hunderten bis Tausenden von iden­tischen, masse­armen Sternen – jeder von ihnen umgeben von einer Scheibe aus Staub und Gas, in der sich die Planeten formen. Alibert und Benz nahmen an, dass sich zu Beginn in jeder dieser proto­planeta­rischen Scheiben zehn Planeten­embryos mit je der Masse des Mondes befanden. Darauf verfolgte das Modell für jedes System in mehreren Tagen Rechen­zeit, wie diese zufällig ver­teilten Embryos wuchsen und wanderten. Welche Art Planeten geformt werden, hängt von der Struktur und Entwick­lung der proto­plane­taren Scheiben ab.

„Bewohnbar oder nicht – die Untersuchung von Planeten bei sehr masse­armen Sternen wird spannende neue Resultate liefern, die unser Wissen über die Ent­stehung, Entwick­lung und Bewohn­bar­keit von Planeten erwei­tert“, fasst Benz zu­sammen. Da diese Sterne bedeu­tend weniger leucht­stark als die Sonne sind, kann ein Planet seinem Zenral­stern viel näher sein, bevor seine Ober­flächen­tempe­ratur zu hoch wird für flüs­siges Wasser und es ver­dampfen würde. Zudem sind die meisten Sterne in der Nach­bar­schaft der Sonne rote Zwerge wie Proxima Centauri. Und Planeten, die nahe bei ihrem Zentral­stern liegen, sind ein­facher zu ent­decken und zu unter­suchen. Weil diese erd­ähn­lichen Planeten also relativ nah, gut beob­acht­bar und vermut­lich zahl­reich sind, bieten sie Forschern gute Bedin­gungen, um sie zu unter­suchen.

U. Bern / RK

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