Wie Moleküle im Laserfeld wippen
Verfahren kann Moleküldynamik aus der Perspektive verschiedener Beobachteratome abbilden.
Wenn Moleküle mit dem oszillierenden Feld eines Lasers wechselwirken, wird ein unmittelbarer, zeitabhängiger Dipol induziert. Dieses sehr universelle physikalische Prinzip liegt vielfältigen Phänomenen zu Grunde. Hierzu zählen sowohl optische Pinzetten als auch die räumliche Ausrichtung von Molekülen mit Hilfe eines Laserfeldes. Jetzt berichten Wissenschaftler vom Max-Born-Institut für nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie von einem Experiment, das die getriebene Dipol-Antwort im Detail untersucht. Dabei werden verschiedene elektronische Zustände in einem Methyliodid-Molekül aufgelöst.
Es handelt sich um die erste Studie eines mehratomigen Moleküls mittels transienter Absorptionsspektroskopie auf Attosekunden-Zeitskalen, kurz ATAS. In einem ATAS-Experiment wird die Absorption von Photonen im extremen ultravioletten Spektralbereich XUV, die Bestandteil eines isolierten Attosekundenpulses oder Pulszuges sind, in der gleichzeitigen Anwesenheit eines intensiven infraroten Laserfelds untersucht. Dabei wird die Verzögerung zwischen Attosekundenpuls und Infrarotfeld systematisch variiert. Indem ein solches Experiment mit Molekülen durchgeführt wurde, konnten die Forscher vom MBI ein System untersuchen, in dem Übergänge von den Atomkernen in die Valenzschale und Übergänge von den Atomkernen in die Rydbergschale spektral unmittelbar benachbart sind.
„Zunächst waren wir überrascht festzustellen, dass das Infrarotfeld des Lasers vor allem auf die schwachen Kern-Rydberg-Übergänge einen Einfluss hat, während die starken Kern-Valenzübergänge, die die Absorption im Methyliodid-Molekül bestimmen, auf das Feld wenig ansprechen”, sagt Lorenz Drescher vom MBI.
Begleitende numerische Simulationen zeigten, dass die Rydbergzustände die laserinduzierte Absorption aufgrund ihrer hohen Polarisierbarkeit dominieren. Interessant ist auch, dass die nun vorgestellte Studie einen Ausblick in die Zukunft bietet. „Wenn man mit dem XUV-Spektrum verschiedene Absorptionskanten abdeckt, kann unsere Methode Moleküldynamik aus der Perspektive verschiedener Beobachteratome innerhalb eines Moleküls abbilden”, erklärt Jochen Mikosch vom MBI. „Mit der Etablierung von Attosekunden-XUV-Quellen im spektralen Wasserfenster wird ATAS von lichtinduzierten Wechselwirkungen in Molekülen vermutlich ein Werkzeug werden, um ultraschnelle Phänomene in organischen Molekülen zu untersuchen.” In diesem Wellenlängenbereich gibt es Übergänge von Kernzuständen in Stickstoff-, Kohlenstoff- und Sauerstoffatomen.
FV Berlin / RK