Wie regnet's auf Titan?
Dreidimensionales Modell erklärt Wolkenbildung und Niederschlag auf dem Saturnmond.
Abb.: Diese pfeilförmige weiße Wolke auf Titan nahm die Raumsonde Cassini im September 2010 auf. Ihre Entstehung ließ sich nun in einem Computermodell simulieren. (Bild: Nasa, JPL / SSI)
Aufnahmen der Raumsonde Cassini vom 27. September 2010 zeigten eine auffällige, großflächige Wolkenformation auf dem Saturnmond Titan, die die Form eines nach Osten weisenden Pfeiles besaß. Forschern um Jonathan Mitchell von der University of California in Los Angeles ist es nun gelungen, die Entstehung einer solchen Formation mit einem Computermodell zu simulieren. Die Morphologie sowie der Zeitpunkt des Auftretens des Wolkenpfeils stimmten mit den Daten von Cassini überein. Aus dem Modell schließen die Wissenschaftler auf die Niederschlagshäufigkeit und -verteilung auf dem Trabanten.
Zwei Wellenphänomene dominierten nach Ansicht der Forscher die Atmosphäre von Titan im September 2010 und erzeugten den Wolkenpfeil. Eine schnelle Windwelle breitete sich mit 12 Metern pro Sekunde entlang des Äquators in östliche Richtung aus. Sie war relativ zum Äquator symmetrisch. Eine zweite verlief auf der südlichen Hemisphäre in westlicher Richtung mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde. Sie erstreckte sich von Nordwest nach Südost und überzog die südliche Hemisphäre von den Tropen bis in mittlere Breitengrade mit Methan-Niederschlägen. Die Atmosphäre des Mondes enthält Methan, das Wolken bildet und abregnet. Eine Abdunkelung der Titan-Oberfläche, wie sie auf den Cassini-Aufnahmen zu sehen ist, gilt den Forschern als ein starkes Indiz für Methan-Regen.
Die Phasenbeziehung dieser Wetterwellen führte zu Niederschlägen von ein bis zwei Zentimetern auf einer Fläche die Tausend Kilometer durchmaß. Lokal war dadurch die Niederschlagsrate bis auf das Zwanzigfache des mittleren Niederschlags erhöht. Durch solche Wetterverhältnisse ließe sich die Oberflächenerosion des Titan erklären, die den Mond mit flussbettartigen Tälern überzieht, vermuten die Forscher.
Philipp Hummel
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