16.07.2020 • Energie

Windparks sollen leiser werden

Forschungsprojekt Interwind untersucht Geräuschbelästigung durch Windkraftanlagen auf der Schwäbischen Alb.

Lärm aus Windkraft­anlagen sorgt immer wieder für Ärger, trotz eingehaltener Immissions­schutz­richtwerte. Doch während sich manche Menschen durch die Geräusche stark belastet fühlen, nehmen andere sie kaum wahr. Welche Faktoren bei der Belästigung durch Anlagen­geräusche zusammen­spielen und welche Ansätze zur Verbesserung sich ableiten lassen, untersucht das Forschungs­projekt „Inter­disziplinäre Analyse und Minderungs­ansätze – Anwohner­erleben akustischer und seismischer Windenergie­anlagen-Emissionen“ – kurz „Inter-Wind“.

Abb.: Messmikrofon nahe einer Windkraftanlage auf der Schwäbischen Alb. (Bild:...
Abb.: Messmikrofon nahe einer Windkraftanlage auf der Schwäbischen Alb. (Bild: ZSW)

Die Faktoren für die Entstehung und Wahrnehmung der Geräusche durch Windkraft­anlagen sind komplex und können nur inter­disziplinär erforscht werden. Daher gehören dem Forschungs­team die Umwelt- und Sozial­psycho­logie der Medical School Hamburg und der Uni Halle-Wittenberg an, das Geophysi­ka­lische Institut am Karlsruher Institut für Techno­logie, der Lehrstuhl für Wind­energie der Universität Stuttgart sowie das ebenfalls in Stuttgart ansässige Zentrum für Sonnen­energie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg. Gemeinsam unter­suchen die Wissen­schaftler, wie Meteorologie und geologischer Untergrund bei der Schall- und Boden­bewegungs­ausbreitung zusamme­nwirken, wie Geräusche von Windenergie­anlagen von den Menschen wahr­ge­nommen und beurteilt werden, welche Faktoren die Wahrnehmung beeinflussen und welche Maßnahmen bei bestimmten Wetter­lagen als entlastend empfunden werden.

Aufbauend auf den Erfahrungen des Vorgänge­rprojekts TremAc werden Befragungen und Messungen meteoro­lo­gischer, akustischer sowie seismischer Größen durch­geführt. Involviert in das Forschungs­vorhaben ist auch das im Aufbau befindliche Windenergie-Forschungs­testfeld WINSENT bei Stötten. Mit Hilfe bereits errichteter Messmasten sollen Wind­geschwin­dig­keit und -richtung, atmo­sphärische Schichtung, Bewölkung und Nieder­schlag erfasst und zusätzlich die jeweilige Ausbreitung von Schall­wellen in der Luft (Akustik) und die elastischen Wellen im Boden (Seismologie) gemessen werden.

Um übertragbare Ansätze zu finden, gehen die Messungen jedoch über das Testfeld hinaus. In den nahe gelegenen Windparks Tegelberg und Lauterstein werden weitere Messungen der Wind­parameter, des Schalls und der Boden­bewegungen sowie Befragungen von Anwohnern durchgeführt.

Zusätzlich zu den Daten­analysen wird eine gezielte Erprobung von Minderungs­maßnahen zunächst auf dem Testfeld stattfinden. Die Windpark­betreiber haben sich bereit erklärt, gemeinsam veränderte Betriebs­führungen auch in den kommer­ziell betriebenen Parks zu erproben, sollte die Analyse dazu Anregungen ergeben. Vor und nach der Errichtung der zwei für das Testfeld geplanten Forschungs­windenergie­anlagen finden Befragungen der Anwohner statt.

U. Stuttgart / RK

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