01.02.2008

Wirtschaft investiert stark in Forschung

Die Unternehmen in Deutschland geben nach Jahren der Zurückhaltung derzeit so viel Geld wie noch nie für die Forschung und Entwicklung neuer Produkte aus.

Berlin (dpa) - Die Unternehmen in Deutschland geben nach Jahren der Zurückhaltung derzeit so viel Geld wie noch nie für die Forschung und Entwicklung neuer Produkte aus. Einer aktuellen Prognose zufolge wird 2008 erstmals die 55-Milliarden-Euro-Investitionsschwelle überschritten - während weltweit viele andere Industrienationen ihre Zukunftsausgaben leicht zurückgefahren haben. Doch der Mangel an Ingenieuren, Mathematikern, Naturwissenschaftlern und Technikern in Deutschland drohe jetzt zur Wachstumsbremse zu werden, heißt es in der am Donnerstag in Berlin vorgestellten Prognose des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft.

Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) wertete den deutlichen Ausgabenzuwachs für Forschung und Entwicklung (FuE) «als Trendwende». Erstmals seit 2003 ist den Berechnungen zufolge der Anteil der FuE-Aufwendungen von Staat und Wirtschaft am Bruttoinlandsprodukt (BIP) wieder gestiegen und lag 2006 bei 2,53 Prozent. Für 2007 wird ein Anstieg auf 2,7 Prozent geschätzt. Die Ausgaben der Unternehmen stiegen im vergangenen Jahr der Erhebung zufolge um 4,2 Prozent auf 54,2 Milliarden Euro. 2008 werden 55,4 Milliarden erwartet.

Spitzenreiter bei den FuE-Aufwendungen insgesamt war 2006 erneut der Fahrzeugbau (6,6 Prozent Zuwachs), gefolgt von der Elektrotechnik (plus 9,4), der Chemischen Industrie (plus 14,6) und dem Maschinenbau (plus 3,7).

Mit den steigenden Zukunftsinvestitionen ist zugleich die Zahl der Forscher, Laboranten und Techniker in den Entwicklungslabors der Wirtschaft gewachsen. 2007 waren es 320 000 - im Vergleich zu 299 000 im Jahr 2004. «Doch die Verfügbarkeit von Fachkräften begrenzt das Wachstum», sagte Stifterverbands-Generalsekretär Andreas Schlüter.

In den technischen Studiengängen brächen 30 bis 40 Prozent der Studenten ihre Ausbildung ab, sagte Schlüter. Ließe sich dieser Missstand durch bessere Betreuung und mehr Qualität in der Lehre beseitigen, «hätten wir auf einen Schlag fast ein Drittel mehr Ingenieure pro Jahr». Der Stifterverband will in diesem Jahr den Schwerpunkt seiner Arbeit auf Verbesserungen in der Lehre legen.

Stifterverbands-Vizepräsident Jürgen Hambrecht forderte weitere Anstrengungen von Staat und Wirtschaft für die Forschung. Die Zuwächse gingen in die richtige Richtung. Gleichwohl lasse die Politik immer noch «nachhaltige Strategien vermissen, die nicht das Bewahren, sondern das Gestalten im Visier haben», sagte der BASF-Vorstandsvorsitzende. Subventionen des Staates in einfache Fertigungstätigkeiten, wie etwa bei dem Bochumer Nokia-Werk, dienten nicht der Zukunftssicherung. «Subventionen für solche Produktionen sind vergeudetes Geld, das an anderer Stelle fehlt. Wir müssen noch viel mehr in Bildung und Forschung investieren.»

Mit der Ausgabensteigerung für Forschung und Entwicklung trotzt Deutschland der Übersicht zu Folge einem weltweiten Spartrend. In den USA verharrt die Quote bei 2,62 Prozent, im Nachbarland Frankreich sank sie geringfügig von 2,13 auf 2,12. Leichte Rückgänge verzeichnen auch Finnland und Schweden. Gleichwohl liegen die Investitionen in diesen beiden Ländern mit 3,45 beziehungsweise 3,82 Prozent immer noch deutlich über denen in Deutschland.

Schavan verwies auf das Ziel der EU-Regierungschefs, bis 2010 die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in der Gemeinschaft auf drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu steigern und damit Europa zur forschungsstärksten Region der Welt auszubauen. Wenn die Wirtschaft, Bund und Länder ihre Ausgaben weiter steigerten, könne in Deutschland dieses Ziel erreicht werden. Angesichts der Entwicklung in anderen EU-Staaten zeigte sich Hambrecht jedoch skeptisch. Bei diesem Tempo könne das Ziel EU-weit eher 2020 als 2010 erreicht werden.

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