29.10.2015

Wissenschaft als Zuflucht

Zahlreiche wissenschaftliche Initiativen richten sich an Asylsuchende und Flüchtlinge.

Immer mehr Menschen fliehen aus ihren Heimatländern vor Krieg, Gewalt und politischer Verfolgung. Das Thema Flüchtlinge bewegt auch die Welt der Wissenschaft. Unter den Flüchtlingen sind viele, die im Heimatland bereits ein Studium begonnen oder gar abgeschlossen haben.

Die Europäische Kommission hat Anfang Oktober die Initiative „Science4Refugees“ gestartet, die geflüchteten und asylsuchenden Personen mit wissenschaftlichem Hintergrund helfen soll, eine passende Arbeitsstelle zu finden. Die Initiative wird von der „League of European Research Universities“, einem Verband aus 21 forschungsstarken europäischen Universitäten unterstützt, und ist in das Informationsportal „EURAXESS – Researchers in Motion“ eingebunden, das sich allgemein an international mobile Forscherinnen und Forscher richtet, die für eine wissenschaftliche Tätigkeit nach Deutschland kommen oder in ein anderes Land gehen möchten.

Science4Refugees soll die Angebote von europäischen Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen für geflüchtete Menschen zentral sammeln. Gleichzeitig können diese ihren Lebenslauf hinterlegen, um ihr Interesse an einer Stelle oder an einem Praktikum zu bekunden.

Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat mittlerweile eine Plattform eingerichtet, um die Angebote einzelner Hochschulen zu vernetzen und den Erfahrungs- und Informationsaustausch zu fördern. Zahlreiche Hochschulen haben bereits Webseiten realisiert, die etwa Studienorientierung für Asylsuchende bieten.

Doch es gibt nicht nur Angebote für erwachsene Flüchtlinge. Das Projekt „PiA – Physik im Advent“, das in Kooperation von DPG und Universität Göttingen durchgeführt wird, möchte insbesondere Kindern und Jugendlichen nach ihrer Flucht lehrreiche und spannende Unterhaltung in Form der Experimente im physikalischen Adventskalender bieten. Flüchtlinge unter 18 Jahren können sich ab 1. November 2015 für PiA anmelden. Außerdem werden Freiwillige gesucht, die dabei helfen möchten, in der Adventszeit in Erstaufnahmeeinrichtungen die Experimente des physikalischen Adventskalenders zu zeigen und zu erklären.

Die Redaktion der „Sendung mit der Maus“, Trägerin der DPG-Publizistikmedaille 2008, engagiert sich ebenfalls für Flüchtlingskinder und bietet seit Anfang Oktober online Sachgeschichten auf Arabisch, Kurdisch, Dari und Englisch an, um Kindern, die neu in Deutschland sind, den Einstieg in die fremde Kultur und Lebensweise zu erleichtern. Das hat Tradition: Bereits seit 1973 folgt im Anschluss an den deutschen Vorspann stets eine fremdsprachige Version.

Die Max-Planck- und die Fraunhofer-Gesellschaft planen eine gemeinsame Initiative zur Integration von Flüchtlingen in die Wissenschaft. Das haben die Präsidenten beider Organisationen bei einem gemeinsamen Empfang im September in Berlin angekündigt. Erste Gespräche dazu wurden bereits auf Landesebene sowie mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung geführt. Die Max-Planck-Gesellschaft prüft aktuell, über welche konkreten Wege geholfen werden kann. „Die Max-Planck-Gesellschaft sieht sich nicht nur als Wissenschaftsorganisation, sondern auch als gesellschaftliche Kraft. Dementsprechend wollen wir uns beteiligen, Menschen auf der Flucht die Integration in unserem Land zu erleichtern“, sagt MPG-Präsident Martin Stratmann.

Alexander Pawlak / EU / HRK / DPG / MPG

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