Wolkenbildung mit Biomolekülen
Neuer Mechanismus für Kondensationskeime aus organischen Molekülen mit Einfluss auf vorindustrielles Erdklima.
Trotz aufwändiger Forschung sind noch nicht alle Prozesse der Wolkenbildung im Detail verstanden. Diese Wissenslücke konnte nun eine internationale Forschergruppe mit bahnbrechenden Messungen auf dem Jungfraujoch in den Schweizer Alpen und in der CLOUD-
Abb.: Atmosphärenforscher Federico Bianchi vor einem Massenspektrometer der Forschungsstation Jungfraujoch in 3580 Meter Höhe (Bild: F. Bianchi)
Heute fördern besonders Sulfat-
Dieses Bild muss nun korrigiert werden. „HOMs lieferten einen signifikanten Anteil an Partikeln insbesondere in der vorindustriellen Zeit“, sagt Joachim Curtius von der Johann-
Diesem Mechanismus kam Curtius zusammen mit seinen Kollegen aus der Schweiz, Finnland, Portugal und weiterer Staaten mit einer künstlichen Atmosphäre in der mehrere Meter hohen, zylindrischen Wolkenkammer CLOUD auf die Spur. Hier simulierten die Wolkenforscher die an Sulfaten arme Luft der vorindustriellen Zeit. Dieser setzten sie als beispielhaftes HOM das organische Molekül Alpha-
Abb.: In dieser Wolkenkammer untersuchen Atmosphärenphysiker die Bildung von Kondensationskeimen. (Bild: CLOUD, CERN)
Ionisiert durch den Teilchenbeschuss ballten sich die organischen Moleküle zuerst zu etwa zwei Nanometern kleinen Partikeln zusammen. Weitere Messungen belegten, dass diese Partikel in Gegenwart flüchtiger organischer Substanzen weiter wuchsen, bis effiziente Kondensationskeime vorlagen. Diesen Mechanismus untermauerten die Forscher parallel mit molekulardynamischen Computersimulationen.
Labormessungen und Computermodelle allein reichten den Forschern allerdings nicht aus. So folgten auf die ersten vielsagenden Experimente Messungen in der freien Natur in der Forschungsstation auf dem Jungfraujoch in den Schweizer Alpen. In 3580 Meter Höhe mit geringen Anteilen an Staub, Ruß und Sulfaten untersuchten Curtius und Kollegen ein Jahr lang die Bildung von Kondensationskeimen. Mit Teilchenzählern und Massenspektrometer entdeckten sie an 15 bis 20 Prozent der Tage, dass natürliche HOM-
Erste Diskussionen auf Fachkonferenzen, auf denen einige Resultate bereits vor den aktuellen Veröffentlichungen kursierten, zeigten das große Interesse von Klimaforschern an der neuen Rolle der HOMs. Um diesen eine noch bessere Datengrundlage für ihre Klimamodelle liefern zu können, planen die Atmosphärenphysiker weitere Versuche. Das Ziel: Sie wollen genauer beziffern, wie stark der Einfluss der natürlichen organischen Moleküle im Vergleich zu Staub, Ruß und Sulfat-
Jan Oliver Löfken
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