Zeitstruktur der Photosynthese
Kurzzeitspektroskopie offenbart den Energiefluss durch Chlorophyll-haltige Bakterien.
Mit der künstlichen Photosynthese werden weltweit viele Ansätze verfolgt, um mit der Energie des Sonnenlichts beispielsweise direkt Wassermoleküle zu spalten und Wasserstoff zu erzeugen. Noch rangieren die Wirkungsgrade bei nur wenigen Prozent, doch ein besseres Verständnis der natürlichen Photosynthese in Pflanzen, Algen oder Bakterien könnte zu effizienteren Prozessen führen. Auf diesem noch langen Weg gelang es nun der Arbeitsgruppe um Donatas Zigmantas an der Universität Lund in Schweden erstmals, den Energiefluss in Chlorophyll-
Abb.: Photosynthese in Schwefelbakterien: Schema zeigt die 2DES-Spektren, um den zeitlichen Ablauf des Energieflusses bestimmen zu können. (Bild: D. Zigmantas et al., Lund University)
Zigmantas und Kollegen nutzten die zweidimensionale elektronische Spektroskopie (2DES), um über die variierende Absorption von Femtosekundenpulsen die Dynamik eines Energieflusses zu messen. Unter Luftabschluss kühlten sie Schwefelbakterien der Art Chlorobaculum tepidum auf 77 Kelvin ab, um trotz starker Streueffekte eine gute Signalqualität bei den Messungen zu erreichen. Trotz der Kälte blieb der Photosyntheseapparat intakt, und die Bakterien konnten Sonnenlicht mit hunderttausenden Bakteriochlorophyll-
Die Energie des absorbierten Sonnenlichts wurde innerhalb der Bakterien über elektrische Ladungen transportiert. Um diesen Energiefluss zu messen, beleuchteten die Forscher die einzelnen bei der Photosynthese aktiven Reaktionsbereiche in den Zellen mit Laserpulsen im nahen Infrarotbereich . Mit einer Taktrate von 20 Kilohertz lieferten die nur 15 Femtosekunden kurzen Pulse einen zeitlich hochaufgelösten Ablauf des Energietransports. Die Spektren zeigten, dass in den Reaktionszentren der Bakterie die Energie mit höchstens 20 Picosekunden nur kurze Zeit verweilte. Der Energietransport zwischen den Reaktionszentren dagegen dauerte mit über 200 Picosekunden etwa zehnmal so lang und bildete quasi das Nadelöhr für die gesamte Photosynthese.
Direkte technische Anwendungen erwartet Zigmantas mit seiner Grundlagenforschung allerdings nicht. Doch auf der Basis dieser Messungen könnte man nun die Ursachen für die hohe Effizienz der natürlichen Photosynthese besser verstehen. In weiteren Schritten wäre es denkbar, eine ähnliche Zeitstruktur auch auf unbelebte Systeme für eine effizientere künstliche Photosynthese zu übertragen.
Jan Oliver Löfken
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