Zielgerichteter Spin-Strom
Simulationen zeigen vielversprechenden Weg für die Erzeugung starker Spin-Ströme.
In Computerchips wandern Elektronen von einem Ort zum anderen. Seit Jahren forscht man an Bauteilen, die statt mit der Ladung der Elektronen mit ihrem Spin arbeiten. Gegenüber der herkömmlichen Elektronik hat diese neue Herangehensweise, die „Spintronik“, große Vorteile, sie kann mit viel weniger Energie auskommen. Allerdings ist es schwierig, überhaupt einen Spinstrom ohne Ladungsstrom zu erzeugen, wie man ihn in der Spintronik benötigt. Physiker der TU Wien schlagen nun eine neue Methode vor, die in extrem kurzer Zeit gewaltige Spinströme produziert. Der Trick liegt in der Verwendung ultrakurzer Laserpulse.
Abb.: Der Laserpuls trifft auf Nickel (grün). Elektronen, deren Spin nach oben zeigt (rot) wechseln in das Silizium (gelb). Aus dem Silizium wechseln Elektronen beider Spinrichtungen zurück. (Bild: TU Wien)
Der Elektronenspin ist auch für den Ferromagnetismus verantwortlich. Wenn sich viele Elektronenspins in einem Metall in dieselbe Richtung ausrichten, dann entsteht ein Magnetfeld. Daher ist es naheliegend, auch für die Erzeugung von Spinströmen Ferromagneten zu verwenden. „Es gibt Versuche, Magneten mit Halbleitern zu kombinieren und einfach einen Strom durchzuleiten“, sagt Marco Battiato vom Institut für Festkörperphysik der TU Wien. „Man will auf diese Weise einen Strom von Elektronen mit möglichst einheitlichem Spin erzeugen, den man dann für Spintronik-
Marco Battiato und Karsten Held forschten an der TU Wien an einem anderen Weg: Sie simulierten am Computer, wie sich die Elektronen verhalten, wenn man eine dünne Schicht Nickel auf einem Stück Silizium aufbringt und dann mit starken ultrakurzen Laserpulsen beschießt. „Ein solcher Laserpuls hat eine gewaltige Wirkung auf die Elektronen im Nickel“, erklärt Karsten Held. Sie werden mit ungeheurer Wucht von ihren Plätzen gefegt und bewegen sich Richtung Silizium. An der Grenze zwischen Nickel und Silizium entsteht dadurch sehr rasch ein elektrisches Feld, der elektrische Ladungsstrom hört daher auf zu fließen. Elektronen wandern zwar weiterhin zwischen Nickel und Silizium hin und her, aber dies gleicht sich aus, insgesamt findet kein Ladungstransport mehr statt.
Doch auch wenn keine elektrische Ladung mehr transportiert wird, kann immer noch Spin fließen. „Im Nickel bewegen sich zunächst sowohl Elektronen mit Spin nach oben wie auch Elektronen mit Spin nach unten“, sagt Karsten Held. „Allerdings haben die Atome des Metalls auf diese beiden Sorten von Elektronen eine unterschiedliche Wirkung. Die Elektronen mit Spin nach oben können sich recht ungehindert bewegen. Die Elektronen mit Spin nach unten haben eine viel größere Wahrscheinlichkeit, an Nickelatomen gestreut zu werden.“
Wenn die Elektronen gestreut werden, dann ändern sie ihre Richtung und verlieren Energie. Die Elektronen, die auf geradem Weg mit hoher Energie zur Grenzschicht zwischen Nickel und Silizium gelangen, haben daher in großer Mehrheit Spin nach oben. Elektronen, die den entgegengesetzten Weg nehmen, nehmen hingegen beide Spin-
Dieser spinabhängige Unterschied führt dazu, dass schließlich im Silizium Spin-
Bisher gibt es die neue Methode nur in der Computersimulation, doch Battiato und Held stehen bereits in Kontakt mit anderen Forschungsgruppen, die den Laser-
TU Wien / DE