Zündendes Plasma
Benzinmotoren könnten mit einer neuen Plasma-Zündkerze effizienter werden.
Im Zuge von Dieselgate fährt der Ottomotor gerade seinem zweiten Frühling entgegen. Noch vor wenigen Jahren galten benzinbetriebene Aggregate als nicht zukunftstauglich, da der Spritverbrauch höher als bei vergleichbar starken Dieselmotoren war. Die Diskussion um Stickoxid- und Feinstaubemissionen, um Gesundheitsschäden und Fahrverbote hat dem Ottomotor Aufwind verschafft, und damit rückt auch die Aufgabe, diesen Motorentyp sparsamer zu machen, wieder ins Zentrum. Forscher beschäftigen sich schon lange mit der Frage, ob dieses Ziel erreicht werden kann, indem man ein relativ mageres Kraftstoff-Luft-Gemisch zur Verbrennung im Zylinder nutzt.
Abb.: Solche Plasma-Zündkerzen sollen Benzin- und Erdgasmotoren höhere Wirkungsgrade ermöglichen. (Bild: FH Aachen, A. Gottschalk)
Magermotoren sind in erster Linie wegen des erhöhten Wirkungsgrads interessant. Die Verbrennungstemperatur ist vergleichsweise niedrig, wodurch sich wenig Stickoxide bilden. Außerdem minimiert der hohe Sauerstoffanteil die Bildung von Kohlenmonoxid und unverbrannten Kohlenwasserstoffen. Probleme bereiten Magermotoren allerdings, wenn es um die Zündung geht, da Gasdruck und Temperatur hoch sind und ein mageres Gemisch schwerer zu entzünden ist. Eine herkömmliche elektrische Zündkerze ist hier nicht einsetzbar – der Verschleiß ist infolge der erhöhten Beanspruchung zu groß. Auch der Versuch, Laserzündkerzen zu entwickelt, ist im Sande verlaufen. Hier kommt nun die Zündkerze ins Spiel, die Holger Heuermann auf der Basis seiner Plasmatechnologie entwickelt hat.
Bei der Zündkerze wird der Zündfunke durch ein Plasma ersetzt, optisch erkennbar durch ein rosa-violettes Flackern. „Der Kern unserer Entwicklung ist die Ansteuerelektronik“, erklärt Heuermann. 2016 war dem FH-Forscherteam der Durchbruch gelungen, als es erstmals gelang, einen vollständigen integrierten Schaltkreis auf einem gerade einmal zwei mal zwei Millimeter großen Chip unterzubringen. Diese Elektronik wird jetzt auch für die Zündkerze genutzt, sie sorgt dafür, dass die für die Plasmaerzeugung nötigen Frequenzen von 2,45 Gigahertz im Mikrowellenbereich bereitgestellt werden. „Wir können eine Bandbreite von etwa 80 Megahertz innerhalb des Mikrowellenspektrums nutzen“, sagt Heuermann, „damit kann die Frequenz variiert werden, um eine möglichst hohe Energieaufnahme und damit eine effiziente Plasmaerzeugung zu gewährleisten.“ Die Schaltkreise messen die tatsächlich anfallenden Signale und vergleichen sie mit einem Referenzsignal, in einer Rückkopplungsschleife wird die Frequenz angepasst.
„Mit dem Druckkammertest haben wir bewiesen, dass unsere Zündkerze funktioniert“, sagt der FH-Forscher. Es sei denkbar, dass die Technologie in etwa zwei Jahren bereits zum Einsatz komme. Geeignet seien vor allem große stationäre Erdgas-Motoren, etwa in Blockheizkraftwerken. Hier können man einen extremen Magerbetrieb wegen des gleichmäßigen Lastprofils am besten umsetzen. Im Bereich der Automotoren bestehe die Herausforderung darin, dass Drehzahl und Leistung variieren. Somit sei es notwendig, den Magerbetrieb auf unterschiedliche Betriebszustände anzupassen. In der Zukunft könnte die Technologie auch den Weg ebnen für „Multi-Fuel“-Lösungen, also den Einsatz verschiedener Brennstoffe in einem Motor.
Das Thema Zündkerze beschäftigt den Heuermann seit langem. „Zwölf Jahre hat es gedauert, bis wir das Patent bekommen haben“, sagt er. Zahlreiche Forschungsanträge hat er geschrieben, mehrere Kooperationsprojekte mit Unternehmen aus der Automobil- und Zulieferindustrie wurden gestartet und verliefen doch ohne den gewünschten Erfolg. „Wenn wir in Deutschland bei Innovationen führend sein wollen, dann müssen wir Entwicklungen aus der Forschung schneller zur Marktreife bringen“, meint Heuermann.
FH Aachen / JOL