Zwei Messungen statt viele
Hochdimensional verschränkte Quantensysteme lassen sich mit nur zwei Messungen auslesen.
Die Vision einer vollständig abhörsicheren Übertragung von Information rückt dank der Verschränkung von Quantenteilchen immer mehr in Reichweite. Wird eine mithilfe dieses quantenphysikalischen Phänomens verschlüsselte Botschaft übermittelt, müsste ein Lauschangriff nicht nur den Übertragungskanal selber knacken, sondern auch die Gesetze der Physik umgehen, die dafür sorgen, dass jeder Abhörversuch aufgrund der Verschränkung der Teilchen bei Absender und Empfänger der Botschaft sofort festzustellen ist. Gerade in den letzten Jahren konnte die Forschung im Bereich dieser sicheren Quantenkommunikation große Fortschritte erzielen. So gelang es insbesondere, mithilfe der mehrdimensionalen Verschränkung von Quantenteilchen deutlich größere Mengen an Information zu kodieren als dies in der Vergangenheit möglich war.
Abb.: Zwei Messeinstellungen mit einer speziellen mathematischen Eigenschaft können unerwartet viel über die Verschränkung von Quantensystemen aussagen. (Bild: IQOQI Wien / H. Ritsch)
Für eine Praxistauglichkeit dieser Technologie sind allerdings noch einige Hürden zu überwinden. Eine davon betrifft das Fehlen effizienter Messmethoden, die für den Nachweis einer mehrdimensionalen Verschränkung zwischen Quantenteilchen erforderlich sind: Je mehr Informationen mit Quantenteilchen transportiert werden können, desto mehr Messungen sind dadurch notwendig, was den praktischen Nutzen von hochdimensionaler Verschränkung bisher stark einschränkt.
Einen Ausweg aus dieser Situation konnten nun Forscher des Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) Wien der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) rund um Marcus Huber aufzeigen. Das interdisziplinäre Team aus Forscher aus der theoretischen Physik, Experimentalphysik, Mathematik und Computerwissenschaften entwickelte eine neue Methode für den effizienten Nachweis von hochdimensionaler Quantenverschränkung und konnte diese erfolgreich in Experimenten bestätigen.
Zunächst näherten sich die Wissenschaftler der Problematik aus mathematischer Perspektive an. Auf Basis paarweise komplementärer Messungen gelang es ihnen, die Anzahl der für einen Nachweis einer hochdimensionalen Verschränkung erforderlichen Messungen drastisch zu reduzieren: Während jede einzelne konventionelle Messung an einem Quantensystem oft nur ein Ja oder Nein ergibt, sind auch Messungen möglich, die deutlich mehr Antworten liefern. Doch selbst mit solchen Messungen müsste man immer umso mehr Fragen stellen, je mehr Dimensionen involviert sind.
Die Forscher identifizierten daher eine mathematische Eigenschaft von zwei speziellen Messeinstellungen. Mit diesen war es ihnen dann möglich, eine Vielzahl an Antworten zu erhalten, die wiederum das Vorliegen einer Verschränkung eindeutig bestimmen können. „Wir konnten mit bloß zwei Fragen die Antwort auf alle möglichen Fragen über den Zustand von Quantenteilchen finden”, verdeutlicht Gruppenleiter Marcus Huber.
Den experimentellen Nachweis dieses Konzepts trat das Team dann im Labor des IQOQI Wien der ÖAW an. Dafür griff der Experimentalphysiker Mehul Malik auf Lichtteilchen zurück, die über ihren Drehimpuls hochdimensional verschränkt waren. Diese Photonen wurden der neuartigen Messung unterzogen und die Wissenschaftler konnten mit den dabei erhaltenen Daten die hochdimensionale Verschränkung bestätigen. Der Clou: „Während man für ein derartiges Experiment zum Nachweis der hochdimensionalen Verschränkung bisher hunderte bis tausende Mess-
Der Vorteil der neuen Messmethode liegt nicht nur in der drastisch erhöhten Effizienz. Sie erweist sich zugleich als robust gegenüber Störungen und als wesentlich sicherer als bisherige Methoden, die stets Annahmen über das zu messende System treffen mussten. In Summe eröffnet das neue Mess-
ÖAW / DE