21.06.2004

Astrophysik

Spatschek, K.-H.

Astrophysik

Die Physik magnetisch eingeschlossener Plasmen, die im Rahmen der terrestrischen Fusionsforschung untersucht wird, hat einige Gemeinsamkeiten mit der Physik stellarer Plasmen, also einem Teilgebiet der Astrophysik. Dieser Umstand hilft, die inhaltlichen Schwerpunkte dieses Buches über Astrophysik, geschrieben von einem Plasmaphysiker, nachzuvollziehen.

Die Stärken des Buches liegen genau in denjenigen Teilen, die in der Astrophysik oft nur oberflächlich behandelt werden. So findet man ausführliche Darstellungen verschiedener Ansätze zur Stabilitätsanalyse und nützliche Abschätzungen zum Gültigkeitsbereich der klassischen bzw. idealen Behandlung von Gasen. Generell geht der Autor bei den Grundlagen der Thermodynamik und der Transporttheorie weiter in die Tiefe des mathematischen Formalismus, als dies in der astrophysikalischen Grundausbildung üblich ist.

Es fällt allerdings schwer zu entscheiden, welchem Leserkreis dieses Buch zu empfehlen ist. Zunächst ist der Buchtitel irreführend, da ausschließlich Teile der stellaren Astrophysik besprochen werden - die Astrophysik der Galaxien, der aktiven Galaxienkerne und der großskaligen Strukturen sowie die gesamte moderne Kosmologie fehlen völlig. Aber auch in der stellaren Astrophysik sucht man vergeblich nach jeglicher Erwähnung von Sternspektren, der Nach-Hauptreihenentwicklung von Sternen und dem interstellaren Medium; astronomische Beobachtungsgrößen und -methoden werden nur am Rande erwähnt. Statt dessen sind unkommentiert ganze Kapitel eingestreut, die ausschließlich für die Fusionsforschung relevant sind, z. B. über Deuterium-Tritium-Fusion oder die Zündbedingungen dünner Plasmen.

Teile des Buches erwecken den Eindruck, dass sie aus veralteten Lehrbüchern abgeschrieben wurden. Obwohl jegliche Quellenangaben fehlen, sind manche Abschnitte offensichtlich auf dem Stand von vor 1990, wie z. B. die Daten zur kosmischen Hintergrundstrahlung, die Angaben zu Menge und Art der Dunklen Materie, der Wert der Hubble-Konstanten und die Methoden der Entfernungsmessung. Von den Begriffen ¿Dunkle Energie¿ oder ¿beschleunigte Expansion¿, um nur ein Beispiel aktueller Forschung zu nennen, fehlt jede Spur. Das Buch erscheint mir daher sowohl für Fortgeschrittene als auch für Studierende, die einen ersten Einblick in die Astrophysik suchen, weitgehend ungeeignet.

Prof. Dr. Jens ­Niemeyer, Institut für Theoretische Physik und Astrophysik, Universität Würzburg

Weitere Infos:
K.-H. Spatschek: Astrophysik , Teubner, Wiesbaden 2003. 301 S., Brosch., ISBN 3519004526

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