25.03.2004

Controversy and Consensus: Nuclear Beta Decay 1911-1934

Jensen

C. Jensen: Controversy and Consensus: Nuclear Beta Decay 1911-1934

Birkhäuser, Basel 2000, 217 S., zahlr. Abb., Geb., ISBN 3-764-35313-9

Obwohl Rutherford bereits 1899 erkannt hatte, dass die radioaktive Strahlung aus Alpha- und Beta-Strahlen besteht (im folgenden Jahr wurde dann auch noch die Gammastrah­lung als dritter Bestandteil entdeckt), dauerte es im Vergleich zu den beiden anderen Kom­­ponenten der radioaktiven Strahlung vergleichsweise lange, bis man sich über die Natur der Beta-Strahlung im Klaren war und eine befriedigende Theorie des Beta-Zerfalls aufgestellt hatte. Erst 1934 gelang dies Enrico Fermi auf der Grundlage der Neutrinohypothese.

Die mehr als drei Jahrzehnte, die zwischen der Entdeckung der Beta-Strahlung und ihrer theoretischen Deutung liegen, gehören sicherlich zu den interessantesten Perioden der modernen Physikgeschichte, doch haben sie in der physikhistorischen Literatur bislang keine geschlossene und systematische Darstellung erfahren. Diese Lücke schließt nun das vorliegende Buch des leider schon allzu früh verstorbenen dänischen Physikhistorikers Carsten Jensen. Jensen strukturiert die Geschichte der Beta-Strahlenforschung in drei Perioden: Neben der Vorgeschichte ist dies zum einen die Zeit von der Entdeckung des Atomkerns durch Rutherford (1911) bis zum Nachweis des kontinuierlichen Beta-Spektrums (1914); die zweite Periode umfasst im Wesentlichen das Jahrzehnt zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Jahr 1929 und ist durch eine erbitterte Kontroverse um die theoretische Deutung der Beta-Strahlung gekennzeichnet, deren maßgebliche Proponenten Lise Meitner in Berlin und Charles Drummond Ellis in Cambridge waren. Das folgende Jahrfünft bis 1934 bringt schließlich die Lösung, wobei sich an den Diskussionen praktisch alle führenden zeitgenössischen theoretischen Physiker - von Pauli über Bohr bis eben zu Fermi ¿ beteiligt haben.

Es zählt sicherlich zu den Stärken des Buches, dass es nicht nur detail- und kenntnisreich die theoretische Entwicklung nachzeichnet, sondern ebenso großen Wert auf die Darstellung der experimentellen Technik und Arrangements legt; nicht zuletzt um so die enge Wechselwirkung zwischen physikalischer Theorie und Experiment am Beispiel der Erforschung der Beta-Strahlung aufzuzeigen.

Man kann das Buch deshalb nicht nur dem Physik­historiker, sondern auch jedem Physiker empfehlen, der sich sachkundig über dieses hochkomplexe Gebiet der modernen Physik, das ja auch eine der Grundlagen moderner kernphysikalischer Forschung darstellt, informieren möchte.

Priv.-Doz. Dr. Dieter Hoffmann, MPI für Wissenschaftsgeschichte, Berlin

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