Der Webstuhl der Zeit. Warum es die Welt gibt
Eisenhardt, P.
Das Aristotelische Konzept der „Zeit als Maß oder Zahl der Bewegungen“ legt den Schluss nahe, die Bewegung als Voraussetzung und Erklärungsgrund für die Zeit verstehen zu können. Die Plausibilität einer zeitlosen Bewegung ist auch der Ausgangspunkt des Autors. Immer wieder wird der Leser dazu ermutigt, die möglichen Pros und Contras mit abzuwägen, denn der Autor möchte überzeugen, nicht überrumpeln.
Der Rezensent gesteht, dass er als Physiker, der die Empirie und damit die Existenz der Zeit als Vorbedingung für die Möglichkeit seiner Wissenschaft ansieht, mit einer „zeitlosen Bewegung“ gewaltige Probleme hat. Da hilft ihm auch wenig, dass sich seit Aristoteles viele Philosophen – und sogar Physiker – dafür stark gemacht haben.
Das Anliegen des Autors ist aber noch weiter gespannt. Er zögert nicht, sich der Frage nach dem Grund des Universums zu stellen. Mit dem Konzept einer Prägeometrie wird eine mathematische Gestalt – so würde Platon sagen – dem Ganzen zugrunde gelegt. Dies erscheint auf jeden Fall sympathischer als ein unverstandenes Postulieren von „Materie“, denn mathematische Strukturen sind im Gegensatz dazu zumindest verstehbar.
Auch wenn Philosophen und die meisten Physiker an manchen Stellen verschieden denken, so ist die Herausforderung sehr verlockend, in der Auseinandersetzung mit all diesen schwierigen Fragen eine eigene Vorstellung zu entwickeln. Dazu regt dieses sehr ergiebige Buch auf jeden Fall an – und vergnüglich zu lesen ist es außerdem.
Prof. Dr. Thomas Görnitz, Institut für Didaktik der Physik, J. W. Goethe-Universität Frankfurt/Main
P. Eisenhardt: Der Webstuhl der Zeit. Warum es die Welt gibt
rororo science, Reinbek bei Hamburg, 2006, 384 S., Broschur, ISBN 9783499608841