Die Geschichte der Erde – Ein Atlas
Christian Grataloup: Die Geschichte der Erde – Ein Atlas, Verlag C. H. Beck, München 2024, geb., 320 S., 38 Euro, ISBN 9783406822308
Christian Grataloup

Christian Grataloup gilt als Historiker unter den Geografen und hat an der Universität Paris Cité Geogeschichte gelehrt. Mit seinem Atlas zur Geschichte der Erde gelingt ihm nicht weniger, als die Verknüpfungspunkte aufzuzeigen, die sich aus der Geschichte unseres Planeten und dem Handeln des Menschen ergeben. Das drückt der originale Titel treffender aus: „Atlas historique de la Terre et de son usage par les humains“. Dabei ist dem renommierten Wissenschaftler bewusst, dass es dazu Fachwissen aus vielen Disziplinen braucht. Zu seinem Autorenteam gehören daher unter anderem eine Politologin, ein Astrophysiker und eine Wissenschaftsjournalistin mit Schwerpunkt Biologie. Korrekte Fakten für die kurzen Infotexte bei den über 300 farbigen Grafiken haben mehr als 20 Expertinnen und Experten mit unterschiedlichsten Forschungsschwerpunkten geliefert.
Wie schon beim ebenfalls bei C. H. Beck erschienen Vorgängerwerk „Die Geschichte der Welt“ zeichnet die Agentur Légendes Cartographie für die ansprechenden Karten und Infografiken verantwortlich. Das flexible Layout mit wiederkehrenden Elementen sorgt dafür, dass die unterschiedlichen Themen jeweils auf einer Doppelseite Platz finden und dennoch ein einheitliches Gesamtbild entsteht. Eine gewollte Unterbrechung stellen die Doppelseiten auf dunklem Hintergrund dar, die historische Augenblicke der Wissenschaften vorstellen und einordnen.
Der Band lässt sich chronologisch lesen und betrachten. Dann folgt man der Entwicklung von der Entstehung des Universums und der Erde über den Beginn des Lebens bis zum Auftritt der ersten Menschen – eine Sekunde vor Mitternacht, wenn die Geschichte des Universums 24 Stunden dauern würde. Diese letzte Sekunde nimmt zwei Drittel des Buches ein und ist untergliedert in die Kapitel zu Domestizierung und Landwirtschaft, globalisierten Ressourcen und Industriezeitalter sowie zur Überlastung unseres Planeten durch unser Wirken.
Die komplexen Verbindungen zwischen den Themen lassen sich besser erkunden, wenn man dem Hinweis „Siehe auch“ folgt, der bis zu drei weitere Doppelseiten auflistet. Aber Vorsicht: Wie es sich für eine gut verlinkte Enzyklopädie gehört, führen die Hinweise vom einen zum nächsten, und es fällt schwer, das Buch zur Seite zu legen. Wer an einem zufälligen Punkt startet, streift so nach und nach jedes der Themengebiete und begibt sich auf seine ganz individuelle Reise durch die Geschichte der Erde. Einen Überblick aller Themen liefert das Inhaltsverzeichnis am Ende des Bandes.
Das umfassende Register, untergliedert nach Begriffen, Orten und Akteuren, macht den Atlas aber auch zum perfekten Nachschlagewerk. Wer zu einem bestimmten Thema mehr wissen möchte, findet in der ausführlichen Bibliografie neben Literaturhinweisen auch (Fach-)Zeitschriften und Online-Quellen. Als Strandlektüre mag das sehr wertig gedruckte Buch mit knapp einem Kilogramm Gewicht vielleicht nicht ideal sein. Für einen kurzweiligen und dabei überaus lehrreichen Tag auf dem Balkon ist es aber perfekt geeignet.
Kerstin Sonnabend