03.03.2015

Die Welt als Raum und Zeit

A. Friedmann: Die Welt als Raum und Zeit, Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten 2014, 240 S., brosch. 22,80 €, ISBN 9783808557730

A. Friedmann

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In diesem Jahr wird die Allgemeine Relativitätstheorie hundert Jahre alt. Ihre Entwicklung ist verbunden mit zahlreichen, teils heftig geführten Diskussionen, zum Beispiel über das kosmische Weltmodell. Während Einstein anfänglich davon überzeugt war, das Universum müsse statisch sein, kamen andere Theoretiker zu dem Ergebnis, dass der Raum sehr wohl auch expandieren oder kollabieren könne. In die Wissenschaftsgeschichte eingegangen ist Einsteins Auseinandersetzung mit dem russischen Mathematiker Alexander Friedmann um das richtige Weltbild.

1923 fasste Friedmann seine Entdeckungen in der Abhandlung „Die Welt als Raum und Zeit“ für einen größeren Leserkreis zusammen. Für die Geschichte der relativistischen Kosmologie ist dieser Klassiker naturwissenschaftlicher Literatur von großer Bedeutung, weil er einen Eindruck von Friedmanns Denk- und Arbeitsweise vermittelt. In den drei Kapiteln „Raum“, „Zeit und Welt“ sowie „Gravitation und Materie“ führt er den Leser in die neue Welt gekrümmter Räume ein. Handwerkszeug ist einfache Mathe­matik ohne Tensoren. Friedmann kam unter anderem zu dem Schluss: „Es ergibt sich auch die Möglichkeit von der Erschaffung der Welt aus dem Nichts.“ Damit nahm er die heutige Theorie vom Urknall vorweg, schränkte aber ein, dass man dies „vorläufig als Kuriositäten betrachten“ müsse, die sich durch „unzulängliches astronomisches Beobachtungsmaterial nicht solide bestätigen lassen“.

Georg Singer hat Friedmanns Abhandlung erstmals im Jahr 2000 übersetzt. Die neue, vierte Auflage beinhaltet einige Verbesserungen und Ergänzungen in der Einführung und den zugehörigen Anmerkungen. Singer hat die Ausgabe zudem ausführlich kommentiert und ein sehr kenntnisreiches Vorwort verfasst. Interessant hierin ist unter anderem eine Diskussion der philosophischen Interpretation und Akzeptanz der Allgemeinen Relativitätstheorie in der jungen Sowjetunion, in die sogar Lenin persönlich eingriff. In der UdSSR wurde die Theorie von bedeutenden Wissenschaftlern als idealistisch geprägte Lehre diskreditiert.

Friedmann erlebte die Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistung nicht mehr. Sein Name lebt in den Friedmann-Lemaître-Gleichungen fort, welche die Entwicklung eines homogenen und isotropen Universums beschreiben.

Dr. Thomas Bührke, Schwetzingen

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