25.08.2005

Einstein - Sein Leben

Brian D.

Einstein - Sein Leben

Schon rein äußerlich ragt die vorliegende Biografie mit ihren über 700 Seiten aus der Flut der neuen Einstein-Bücher hervor. Kenntnisreich und zugleich unterhaltsam stellt der Autor die vielfältigen Facetten des privaten und politischen Einsteins in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen. Dabei legt er den Fokus vor allem auf dessen Zeit in den USA. Brian widmet ab 1918 fast jedem Jahr im Leben des Physikers ein eigenes Kapitel! Detailreich schildert er Einsteins Einsatz für rassisch und politisch Verfolgte und sein Engagement für die zionistische Bewegung. Ausführlich beschreibt er Einsteins ambivalentes Verhältnis zur Sowjetunion und seine Abkehr vom dogmatischen Pazifismus. Diese manifestierte sich nicht nur in dem häufig überbewerteten Brief an Präsident Roosevelt, sondern z. B. auch 1942 im vehementen Eintreten für die in Palästina bedrohten Juden oder 1943¿46 in der militärtechnischen Beratertätigkeit für die U. S. Marine. Brian räumt auch mit einigen Einstein-Mythen auf. So zeigt er, dass Einstein Frauen gegenüber weniger herzlos und kalt als vielmehr zögernd, zurückhaltend und schüchtern war. Er relativiert das häufig kolportierte Bild eines zu emotionalen Bindungen unfähigen Mannes, wenn er etwa aufzeigt, wie mitfühlend sich Einstein um seine todkranke Frau und seine Schwester kümmerte. Zu bemängeln ist die schlechte Qualität der Photos und einige wenige sachliche Ungenauigkeiten. So kann weder von einer "Massenproduktion von (Einsteins) Gaskühlschränken" noch von einem damit verdienten "Vermögen" die Rede sein (S. 223). Der Bohr-Schüler John Wheeler war theoretischer Physiker und kein Internist (S. 532), und Otto Stern war zu keiner Zeit aktiv am Manhattan-Projekt beteiligt (S. 547). Und schließlich war es Leo Szilard und nicht Edward Teller, der sich 1939 mit einem Vertrauten Präsident Roosevelts über Einsteins berühmten Brief beriet (S. 511). Brian hat solide recherchiert und stützt sein Buch auf ein breites Quellenfundament. Er hat die FBI-Akten über Einstein ausgewertet, unzählige amerikanische Zeitungen der damaligen Zeit durchforstet und zahlreiche ehemalige Mitarbeiter, Kollegen, Freunde und Bekannte Einsteins interviewt, von denen viele inzwischen verstorben sind. Leider sind durch die lange Zeit, die zwischen der amerikanische Erstausgabe von 1997 und der deutschen Übersetzung vergangen ist, wichtige Ergebnisse der jüngsten Forschung (z. B. die Arbeit von Karl Wolfgang Graff über Einstein als Erfinder, aber auch die Entdeckung der beschleunigten Expansion des Universums und deren Bedeutung für Einsteins kosmologische Konstante) unberücksichtigt geblieben, was den positiven Gesamteindruck des Buches jedoch keineswegs schmälert. Brian ist eine Lebensbeschreibung des großen Physikers gelungen, die gleichberechtigt in einer Reihe mit den Einstein-Biografien von Fölsing, Hermann und Neffe steht. 

Dr. Michael Schaaf, Finnentrop

Weitere Infos:
D. Brian: Einstein - Sein Leben
Wiley-VCH, Berlin 2005, VIII + 727 S., geb., ,
ISBN 3-527-40562-3.

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