20.05.2015

Einsteins Jahrhundertwerk – Die Geschichte einer Formel

Thomas Bührke: Einsteins Jahrhundertwerk – Die Geschichte einer Formel, DTV Premium 2015, 280 S., broschiert, 16,90 €, ISBN 9783423260527

Thomas Bührke

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Nein, mit der Formel im Buchtitel ist nicht E = mc² aus der Speziellen Relativitätstheorie gemeint. Der Wissenschaftsjournalist und promovierte Astrophysiker Thomas Bührke hat sich eines deutlich schwierigeren Themas angenommen: der Allgemeinen Relativitätstheorie und ihre Konsequenzen für die moderne Physik. Daher muss sich die Spezielle Relativitätstheorie mit zwanzig Seiten begnügen, gefolgt von einem Abriss über nichteuklidische Geo­metrien, deren Geschichte schon deutlich vor Einstein beginnt.

Danach versucht Bührke auf rund vierzig Seiten, die grundlegenden Ideen hinter der Allgemeinen Relativitätstheorie zu beleuchten und quasi gleichzeitig den harten und verschlungenen Weg bis zur Endfassung der Theorie aus dem Jahr 1916 historisch detailreich nachzuvollziehen.

Ein sehr großer Teil des Buches beschäftigt sich mit der Bestätigung von Einsteins Theorie durch astronomische Beobachtungen, etwa die Ablenkung von Licht durch Gravitation, die gravitative Rotverschiebung, die Existenz von Schwarzen Löchern und Gravitationslinseneffekten. Das Buch berührt dabei viele offene Fragestellungen der modernen Physik, etwa die nach der Natur Dunkler Materie und Dunkler Energie, nach Quantengravitation und Gravitationswellen, nach Stringtheorien und Supersymmetrie und schließlich die große Frage nach einer einheitlichen Feldtheorie. An der scheiterte Einstein letztlich, und ebenso die Physik als Ganzes bis zum heutigen Tage, was Interviews mit führenden Wissenschaftlern unterstreichen. Aber auch praktische Konsequenzen, etwa bei der GPS-Navigation, kommen zur Sprache, ebenso mögliche Rezeptionen hochdimensionaler und gekrümmter Räume in Kunst und Literatur.

Dem Klappentext ist nicht zu entnehmen, an welche Leserschaft sich Bührke vornehmlich richtet, und es ist auch beim Lesen des Buches nicht leicht zu entscheiden. Der interessierte Laie sollte sich nicht von einer physikalisch anspruchsvollen und teilweise recht textlastigen Darstellung abschrecken lassen: Auf den oben genannten grundlegenden 40 Seiten findet sich gerade einmal eine einzige Grafik, und die zeigt die Bahn des Planeten Merkur. Auch darf man keine allzu tiefe Erklärung mancher zentraler Konzepte erwarten, etwa der „trägen Masse“ oder der „schweren Masse“. Ob der Leser mit physikalischer Grundbildung bei der Lektüre ein tieferes Verständnis oder eine klarere Anschauung vom Kern der Theorie gewinnt, mag er für sich entscheiden.

Auf jeden Fall bietet Thomas Bührkes Buch ein breites Spektrum an historischen Hintergründen und vielfältigen astronomischen und kosmologischen Konsequenzen der Allgemeinen Relativitätstheorie sowie einen Eindruck von Physik und Astronomie als intellektuelle Großbaustelle.

Peter Dauscher, Gymnasium am Kaiserdom, Speyer

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