Größen und Größengleichungen - Teil 1
Weninger
Größen und Größengleichungen - Teil 1
Von J. Weninger.
Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften, Kiel 1995. 187 S., 24 Abb. (Softcover),
ISBN 3-89088-089-4
Ein solches Buch, dessen Originaltitel hier aus technischen Gründen gekürzt wiedergegeben werden muß, war längst überfällig. Es räumt mit dem noch immer weit verbreiteten Aberglauben auf, man hätte es in den Größengleichungen mit mathematischen Verknüpfungen der "Größen selbst" zu tun. Tatsächlich muß man zwischen den "Größen" unterscheiden, wie sie in den einleitenden Kapiteln der Lehrbücher beschrieben werden, und denen, die man in den Größengleichungen verwendet. Weninger nennt erstere Urgrößen, letztere Ersatzgrößen. Bei den Basisgrößen von Größensystemen verwischt er allerdings den Unterschied zwischen diesen beiden Größensorten. Doch das schadet der Qualität des Buches nicht.
Die Axiomatisierung des Größenkalküls wird mit Absicht nicht behandelt. Das Buch wendet sich an den Anwender, speziell an Lehrpersonen, und so steht die Didaktik im Vordergrund. Die gut beobachteten Lern- und Verständnisschwierigkeiten werden anhand von Beispielen breit behandelt, die Zusammenhänge sind sehr anschaulich klargemacht.
Große Sorgfalt legt Weninger auf die Unterscheidung von Begriffen verschiedener Kategorie. Das betrifft nicht nur die Urgrößen und Ersatzgrößen, sondern viele weitere Begriffe. Dabei wird auch die miserable physikalische Terminologie aufs Korn genommen, in der kategorial unterschiedliche Begriffe oft denselben Namen tragen. Auch wenn man nicht allen Terminologievorschlägen folgen wird, so wird man sie doch als wohlüberlegt erkennen und wird gerne viele übernehmen. Vor allem der sogenannte Fachmann kann daraus die Lehre ziehen, daß die sprachliche Darstellung seines Metiers weit mehr Mühe erfordert, als man gemeinhin denkt.
Weninger übt auch berechtigte Kritik an den oft zu findenden Festlegungen des Dimensionsbegriffs. Er schießt allerdings - auch wenn das von ihm vertretene Konzept logisch sauber ist - über das Ziel wohl hinaus, wenn er das Wort "Dimension" für überflüssig hält.
Zusammengefaßt: Der Autor hat sich gründlich mit dem semantischen Aspekt des Größenkalküls befaßt und ist durchaus kompetent, ein entscheidendes Wort mitzureden. Trotz der Eigenwilligkeit seiner Konzeption und trotz gelegentlicher Ungereimtheiten kann das Buch jedem, der die Darstellung physikalischer Zusammenhänge ernst nimmt, wärmstens empfohlen werden.
O. Rang, Weinheim
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