28.09.2009

Heisenberg and the Interpretation of Quantum Mechanics

Camilleri, K.

Diesem ausgezeichneten Buch von Kristian Camilleri gelingt, was in bisherigen Studien zu den historischen und philosophischen Grundlagen der Entstehung und Entwicklung der Quantenmechanik unbeachtet blieb: Es zeichnet im Detail die signifikanten Wandlungen der philosophischen Auffassung Heisenbergs nach, so wie sie sich insbesondere in den 20er- und 30er-Jahren ereignet haben. Camilleri verbindet dabei die philosophische Position Heisenbergs mit den Standpunkten anderer Physiker und zeigt, wie sich Heisenbergs Philosophie in Dialogen mit den Physikern, aber auch mit zeitgenössischen Philosophen formte und weiterentwickelte. Überdies ordnet er die Philosophie Heisenbergs in den Kontext der unterschiedlichen philosophischen Strö­mungen der Zeit ein, wobei neben positivistischen vor allem (Neu-)Kantische, aber auch realistische Positionen eine wichtige Rolle spielten.

Camilleri unterscheidet mit Blick auf die Entwicklung von Heisenbergs Philosophie der Quantenmechanik drei Phasen. Die erste Phase umfasst die durch positivistische Auffassungen und die Diskussionen mit Pauli, Born und Einstein geprägten Jahre von 1925 bis 1927, in denen die Konstitution der Quantenmechanik erfolgte. In diesen Zeitraum beschäftigte sich Heisenberg insbesondere mit dem positivistischen Prinzip der Beobachtbarkeit und setzte sich mit dem Konzept der Anschaulichkeit auseinander, das er insbesondere mit Schrödinger diskutierte. Die Bedeutung des positivistischen Diktums der Beobachtbarkeit unterzieht Camilleri einer tiefgründigen Analyse – vor allen mit Blick auf seine oft unterstellte heuristische Rolle bei der Entstehung der Quantenmechanik, die, folgt man Camilleri, jedoch zurückgewiesen werden sollte.

Die zweite Phase der Entwicklung der Philosophie Heisenbergs ist charakterisiert durch kontroverse Diskussionen mit Bohr hinsichtlich der Interpretation der Quantenmechanik, die zwischen 1926 und 1930 stattfanden. Dabei geht es hauptsächlich um die Konzepte des Welle-Teilchen-Dualismus, der Unbestimmtheitsrelation und der Komplementarität. Und schließlich ist die zu An-fang der 1930er-Jahre einsetzende, durch die Diskussionen mit Bohr ausgelöste, dritte Phase durch eine intensive Auseinandersetzung Heisenbergs mit der Kantischen Philosophie bestimmt. Dabei zeichnete Heisenberg das quasi-Kantische Konzept eines historischen Apriori aus, womit er insbesondere die konstitutive Rolle der Sprache der klassischen Physik verband, die auch in der Quantentheorie zu verwenden ist, um zu objektiver Erkenntnis zu gelangen.

Insgesamt betrachtet hat Camilleri die Entwicklungen und Veränderungen der Heisenbergschen Philosophie der Quantenmechanik überzeugend und verständlich dargestellt. Sein Buch kann und sollte gleichwohl nur ein Startpunkt sein, dem hoffentlich weitere historische Untersuchungen zur Philosophie Heisenbergs und ihrer Bedeutung im Zusammenhang mit der Entstehung und Entwicklung der modernen Physik nachfolgen werden.

Dr. Fynn Ole Engler, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin

K. Camilleri: Heisenberg and the Interpretation of Quantum Mechanics. The Physicist as Philosopher

Cambridge University Press 2009, 212 S., geb., ISBN 9780521884846

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