24.06.2003

Kopenhagen

Frayn


Von Michael Frayn. Mit einem wissenschaftshistorischen Anhang zusammengestellt von Matthias Dörries, Wallstein, Göttingen 2001. 270 S.,. ISBN 3-89244-477-3


Das Theaterstück Copenhagen des englischen Dramatikers Michael Frayn über das Treffen von Werner Heisenberg und Niels Bohr 1941 in Kopenhagen ist nicht nur ein großer Publikums erfolg auf Londoner Bühnen und am New Yorker Broadway, sondern auch eine Herausforderung an die Zunft der Wissenschaftshistoriker.
Das beweist die deutschsprachige Buchausgabe von Frayns Stück in zwei Akten, die nicht nur das stark erweiterte Nachwort des Autors anlässlich der amerikanischen Buchausgabe umfasst, sondern zusätzlich zwölf Kommentare namhafter - vor allem amerikanischer und deutscher - Wissenschaftshistoriker. Die darin entworfenen Rekonstruktionen und Bewertungen des Treffens sind ebenso unterschiedlich wie die Beurteilung des Stücks oder die Sicht auf Heisenbergs Rolle im Dritten Reich. Einigkeit scheint nur in folgenden Punkten zu bestehen: Es gab ein Gespräch zwischen Heisenberg und Bohr im September 1941 im besetzten Kopenhagen, das Bohr verstimmte und die Freundschaft zwischen den beiden Physikern nachhaltig belastete. Und: Frayns Stück ist spannendes und anregendes Theater zugleich.
Trotz dieses kleinsten gemeinsamen Nenners bilden die Kommentare keinen Gemischtwarenladen von bloßen Meinungen. Der Leser erhält vielmehr mit den wohltuend pointierten und knappen Texten einen konzentrierten Überblick über die Ansätze und Grenzen der Wissenschaftsgeschichtsschreibung. Das reicht von einer nüchternen Bestandsaufnahme der Quellen von Helmut Rechenberg, der u.a. den Nachlass Heisenbergs betreut, bis hin zur harschen Kritik des amerikanischen Historikers Paul Lawrence Rose sowohl an Frayns Drama als auch an Heisenberg selbst. Es fehlt aber auch nicht an Stimmen, die einen fruchtbaren Austausch zwischen Theater und Wissenschaftsgeschichte ausdrücklich begrüßen.
Die Nachbemerkung von Michael Frayn zu den wissenschaftshistorischen Kommentaren fällt leider recht unverbindlich und kurz aus - nur zu einem Beitrag nimmt er ausführlicher Stellung. Eine Auswahlbiographie beschließt das Buch. Da der Text des Stücks vom doppelt so langen Anhang etwas an den Rand gedrückt erscheint, wären Informationen über den Autor, die Inszenierungen oder Bilder von den Aufführungen durchaus ein Gewinn gewesen - zumal Kopenhagen noch nicht allzu häufig auf deutschen Bühnen zu sehen war.
Dipl.-Phys. Alexander Pawlak, Marburg

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