24.10.2006

Max von Laue (1879-1960)

Katharina Zeitz, (1879 - 1960): seine Bedeutung für den Wiederaufbau der deutschen Wissenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg, Steiner, Stuttgart 2006, 289 S., geb, 59 Euro, ISBN 9783515088145

Zeitz, K.

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Diese Studie, mit der die Autorin an der TU Berlin promoviert wurde, will ausdrücklich keine Biografie Max von Laues sein (S. 9). Dennoch enthält sie im ersten Teil eine 50-seitige Darstellung seines Lebens und Wirkens bis 1945, bevor sie sich speziell mit der Rolle des Planck-Schülers und Nobelpreisträgers für den Wiederaufbau der Physik im Nachkriegsdeutschland auseinandersetzt. Dazu wurden Materialien aus neun Archiven herangezogen, angereichert u. a. um Kopien der aussagekräftigen Korrespondenz mit seinem Sohn Theo. Im Anhang werden sechs Dokumente wiedergegeben, darunter ein bislang unveröffentlichter Brief von Laues über die Vorgänge rund um die berühmte Göttinger Erklärung der 18 Physiker gegen eine drohende atomare Bewaffnung der Bundeswehr. Von Laue hatte von dieser Erklärung nur kurz vor ihrer Veröffentlichung erfahren, nahm dann aber an einem Treffen mit Adenauer und Strauß in Bonn teil, über das wir interessante Details erfahren.

Der Vorteil dieser neuen, einfühlsamen Studie, die von Laues Handlungen als Konsequenz seiner „Kompromisslosigkeit“ deutet, ist ihre dichte Verarbeitung von Archivmaterial. Doch unterliegt die Autorin der Gefahr, alles nur aus von Laues eigener Perspektive darzustellen, obendrein z. T. basierend auf im großen zeitlichen Abstand verfassten Reden und Erinnerungen. Mag das im ersten Teil noch angehen, so ist dies für den Hauptteil nicht akzeptabel. So einflussreich von Laues Rolle beim Wiederaufbau der Physik in Deutschland auch war, gerade um z. B. die großen Schwierigkeiten für die Neugründung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt zu überwinden (S. 126–152), so falsch ist doch der bisweilen entstehende Eindruck, dies seien Alleingänge von Laues gewesen.

Besonders einseitig wird diese Darstellung bezüglich des Verbandes deutscher Physikalischer Gesellschaften. Robert Wichard Pohl oder Erich Regener erscheinen stets nur als lästige Widersacher von Laues, ohne dass deren eigene Agenda klar wird. Auch die These (S. 215), es sei „vor allem sein Patriotismus“ gewesen, der treibende Kraft seiner Anstrengungen nach 1945 war, ist fragwürdig – eher schon sein Verantwortungsgefühl für die Disziplin Physik. Eine stärkere Berücksichtigung einschlägiger Literatur (nicht nur im Literaturverzeichnis, sondern auch im Text) hätte mehr Ausgewogenheit gebracht.

Dr. Klaus Hentschel, Bern

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