18.09.2003

Mind, Matter and Quantum Mechanics

Stapp

Mind, Matter and Quantum Mechanics


Von H. P. Stapp.
Springer, Berlin 1993. XIII + 248 S., 3 Abb., Hardcover,
ISBN 3-540-56289-3

Vor dreißig Jahren meinte Richard Feynman: ,,Ich glaube, ich darf sagen, daß niemand die Quantenmechanik versteht". Und vor fünf Jahren forderte John Bell, das Wort ,,Messung" müsse endlich aus allen seriösen Diskussionen über Quantenmechanik verbannt werden. Die üblichen Darstellungen setzen ja letztlich die traditionelle ,,dualistische" Spaltung zwischen physikalischer und mentaler Wirklichkeit fort: ,,Kollaps der Wellenfunktion" ist einer der gängigen Namen für das mystische Ereignis an der Schnittstelle.

Henry Stapp glaubt einer Überwindung dieses unbefriedigenden Zustands nahe zu sein und mit einem Streich ,,die vier grundlegenden Fragen zur Natur der Natur" aufzulösen. Dabei dient ihm als Ausgangspunkt etwas, was er ,,Whitehead-Heisenberg-Ontologie" nennt. Heisenberg hätte wohl gestaunt (wenn auch mit Interesse). Es geht dabei um das Ziel, den geschichtlichen Prozeß, also die ,,Entstehung von Realität durch Ereignisse", unabhängig von Beobachtern aufzufassen. Mit neueren Versuchen in dieser Richtung - etwa Griffiths ,,Quantenbahnen", Gell-Mann und Hartles ,,Dekohärenz", Omnès ,,logischer Interpretation" - setzt sich Stapp nicht auseinander. Aber auch seine Haltung zu den älteren Problemen bleibt letztlich oft verschwommen. Noch nicht einmal mit der Mitwirkung des Zufalls bei der Auswahl von Wirklichkeit aus der Menge der Möglichkeiten scheint er sich abgefunden zu haben (S. 169: ,,Pure brute stochasticity, with no ontological substrate, is in my opinion an absurdity..."). Auch von der ,,rein materialistischen" Identifikation von Hirnaktivität und Bewußtsein (wie etwa bei Edelman) will er sich abgrenzen: Dem ,,Bewußtsein" sei eine Sonderrolle zuzuschreiben, weil es ,,kausal wirkungsvoll" ist. (Aber gilt dies nicht für alle Realität?)

Das Buch ist einfach eine Zusammenstellung von Stapps wortreichen Aufsätzen zur Interpretation der Quantenmechanik und zu seiner Sicht des ,,mind-matter-Problems". Die recht unsystematische ständige Vermischung der Problemkreise und die vielen Zitate seiner selbst und anderer Physiker sowie vieler Philosophen und Psychologen fördern keineswegs die Klarheit. Man gewinnt den Eindruck: Er versteht dies alles schlechter als Feynman und Bell, und kaum besser als Popper oder Eccles. Das ist freilich keine Schande, und es ist ja auch nicht auszuschließen, daß dieses Chaos in einem Leser Keime neuer Ordnung auftauchen läßt. Weitere unbescheidene Anläufe werden nötig sein, bevor wir uns über die ,,Natur der Natur" einigen.

P. Kafka, Garching

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