24.03.2010

Pohls Einführung in die Physik

Lüders, K. und Pohl, R. O. (Hrsg.)

Robert Wichard Pohl legte mit seiner Liebe für die Didaktik der Physik die Grundlage für viele der Demonstrationsexperimente, die zu jeder vernünftigen Vorlesung über Experimentalphysik gehören. Pohls Einführung in Physik über Mechanik, Akustik und Wärmelehre hat seit ihrer Erstpublikation im Jahr 1930 viele Generationen von Studenten und Dozenten geprägt. Klaus Lüders und Robert Otto Pohl haben nun die 20. (!) überarbeitete Auflage dieses Klassikers herausgegeben.

Woran muss sich ein Lehrbuch in Experimentalphysik im Jahr 2010 messen? Seit einiger Zeit haben die Medien naturwissen-schaftliche Fragestellungen für sich entdeckt. Der interessierte Betrachter wird dabei zu einem Konsumenten degradiert, dessen Bedürfnis für einfache Erklärungen durch die Faszination komplexer Vorgänge verklärt wird. Cool ist, was überrascht und gegen jede Intuition zu sein scheint. Dementsprechend enthalten die weit verbreiteten Wälzer über Physik alles von der Mechanik über die Elektrizitätslehre und Optik bis zur Quantenmechanik und sogar dem Ursprung des Universums.

Die 20. Auflage von Pohls Einführung in die Physik ist anders. Vielleicht liegt es am Jahrgang der Erstausgabe, dass der Text ei-nem Ideal entspricht, das Einstein zugesagt wird, nämlich kein Wort zu lang zu sein – aber auch kein Wort zu kurz. Ohne formal zu werden, geht Pohls Einführung in die Physik inhaltlich weit über alle vergleichbaren Lehrbücher zur Experimentalphysik hinaus. Die äußerst präzise und kompakte Beschreibung der Zusammenhänge ist eine Demonstration par excellence der Vorzüge der deutschen Sprache als Wissenschaftssprache, ohne thematisch maßlos werden zu müssen.

Eine besonders gelungene Ergänzung des Originaltexts ist eine DVD mit Videofilmen, mit denen anspruchsvolle Sachverhalte besonders verständlich werden. Dabei betont die Verwendung echter Filme im Vergleich zu den mittlerweile weit verbreiteten Animationen anderer Texte, dass die Physik von realen Beobachtungen und Erfahrungen getrieben wird. Es wäre schön, wenn dieses Beispiel Nachahmung finden würde.

Trotz meiner Begeisterung für dieses Buch würde ich Pohls Einführung in Physik nicht als Haupttext für eine Physikvorlesung wählen. Durch die Wiederverwendung der Originalgrafiken und schwarz-weiß Photos entsteht leicht der Eindruck, es fehle etwas. Tatsächlich ist die Aktualisierung teilweise etwas zu vorsichtig. So ist beispielsweise die Darstellung von Maßsystemen und aktuellen Methoden der Bestimmung von Grundeinheiten für meinen Geschmack zu knapp. Nicht zuletzt durch die Verwendung der Originalinstrumente in den Videos entsteht zudem der Eindruck eines Kults um Pohl, was für viele junge Studenten nicht nach-vollziehbar sein dürfte.

Zusammenfassend ist es eine Freude zu wissen, dass es eine aktualisierte 20. Auflage von Pohls Einführung in die Physik gibt. Der Enthusiasmus, mit dem Klaus Lüders und Robert Otto Pohl in den Videofilmen Physik erklären, ist ansteckend. Mit Sicherheit wird Pohls Einführung in die Physik auch in kommenden Jahrzehnten nicht zu übertreffen sein.

Prof. Dr. Christian Pfleiderer, Physik Department, TU München

K. Lüders, R. O. Pohl (Hrsg.): Pohls Einführung in die Physik

Bd. 1, Springer, 20. Auflage, Heidelberg 2009, XX + 390 S., geb., ISBN 9783540763376

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