18.09.2003

Quantenmechanik und Weimarer Republik

Karl von Meÿenn. Quantenmechanik und Weimarer Republik Vieweg, Braunschweig 1994. X + 405 S., gebunden, ISBN 3528089385

Meyenn

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viele Physiker haben zumindest bei ihrer ersten Berührung mit der Quantentheorie gewisse Verständnisprobleme, die meist nur durch einen "Gewöhnungsprozeß" abgebaut werden. Die Beschäftigung mit dem Entstehungshintergrund stellt dagegen eine Möglichkeit dar, sich auf die dahinterliegenden erkenntnistheoretischen Fragen einzulassen. Das vorliegende Buch ist nicht das erste aus der Reihe "Facetten der Physik", das sich mit dieser Thematik auseinandersetzt. Hier werden die sogenannten externalistischen Einflüsse, also die des Umfeldes bzw. des kulturellen Milieus, auf die konzeptionelle Entwicklung der Quantentheorie behandelt.

Im Mittelpunkt steht die Übersetzung einer Studie, die in dieser Hinsicht heute als grundlegende Pionierarbeit gilt. Sie wurde von dem amerikanischen Wissenschaftshistoriker Paul Forman verfaßt und erschien 1971 unter dem Titel "Weimarer Kultur, Kausalität und Quantentheorie 1918-1927". Der Autor versucht darin zu belegen, daß die Physiker bei der Aufgabe der Kausalität in der Quantentheorie ganz wesentlich von den Wertvorstellungen der deutschen Gesellschaft jener Zeit beeinflußt worden sind. Formans Thesen sind keineswegs unstrittig geblieben, und ein in diesem Buch ebenfalls abgedruckter kritischer Aufsatz zeigt, welche kontroversen Diskussionen sie ausgelöst haben.

Zusammen mit der Einleitung des Herausgebers, die den historischen und begrifflichen Rahmen absteckt, wird der Leser so dafür sensibilisiert, daß es neben den rein wissenschaftlichen Fakten auch noch andere Kategorien gibt, die bei der Entstehung und der Akzeptanz von Theorien eine Rolle spielen. Betrachtungen von aktiv beteiligten Physikern wie Einstein, Planck, Heisenberg, Franck, Schrödinger und Pauli sowie ein ausführliches Literaturverzeichnis runden ein Buch ab, das allen empfohlen sei, die Quantentheorie nicht nur anwenden, sondern darüber hinaus auch ihre konzeptionellen Grundlagen besser verstehen wollen.

Stefan L. Wolff, München
 

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