18.09.2003

Semiclassical Physics

Brack, Bhaduri

Semiclassical Physics

Von M. Brack u. R. K. Bhaduri.
Frontiers in Physics, Addison-Wesley, Reading 1997. XVIII + 444 S., hardcover, $ 69.95.
ISBN 0-201-48351-3

Auch vor den trockenen Gefilden der Physik macht die Postmoderne nicht halt: Semiklassik ist in. Was als verspätetes Eindringen des Zeitgeists in die exakte Naturwissenschaft interpretiert werden könnte, hat ganz pragmatische Gründe. Die fortschreitende Miniaturisierung in der Halbleitertechnologie, die Hinwendung zu größeren und komplexeren Systemen in der Atomphysik und der Quantenchemie und andere Tendenzen lenken die Aufmerksamkeit zunehmend auf Skalen, wo klassische Dynamik und quantenmechanische Kohärenz zugleich die Physik beherrschen. In diesem Grenzland sind Näherungen kurzer Wellenlänge das Mittel der Wahl. In den vergangenen Jahren hat sich ein vielseitiges Repertoire an "semiklassischen" Methoden entwickelt. Sie sind in einigen klassischen Übersichtsartikeln von Sir Michael Berry und, in Teilaspekten, in mehreren Monographien zugänglich. Eine gut lesbare, elementare Einführung in Buchform fehlte bisher. Diese Lücke soll der 462 Seiten starke Band von Brack und Bhaduri füllen.

Die Autoren verzichten weitgehend auf eine allgemeine Herleitung von Näherungen kurzer Wellenlänge und eine darauf aufsetzende hierarchische Gliederung des Stoffs. Stattdessen (auch darin postmodern ...) handeln sie eine Reihe aktueller Themen (u. a. Quantisierung integrabler vs. nichtintegrabler Systeme, Einteilchen-Zustandsdichte, Spurformel, Schalenstruktur in Mehrteilchensystemen) in relativ unabhängig nebeneinanderstehenden Kapiteln ab. Die Themenauswahl spiegelt durchaus die Vorlieben der Autoren wider: Anwendungen auf Mehrfermionensysteme der Kern- und der Festkörperphysik wird viel Raum gegeben. Semiklassische Aspekte irregulären Streuens oder dissipativer Dynamik fehlen hingegen fast bzw. ganz. Einleuchtend ist es, wenn im Umkreis der Spurformel die Betonung auf Schalenstrukturen auf gröberen Energieskalen liegt, die sich auf wenige kurze, periodische Bahnen zurückführen lassen.

Das Buch besticht durch eine Fülle klug gewählter und z. T. bis ins Detail ausgearbeiteter Beispiele. Zusammen mit den jedes Kapitel abschließenden Übungsaufgaben und den zahlreichen Abbildungen machen sie es zu einer ausgezeichneten Grundlage für Spezialvorlesungen. Ebensogut ist es dafür geeignet, sich selbständig in das Gebiet einzuarbeiten. Schade, daß das Layout (Standard-LaTeX) etwas fade geraten ist und auf ein professionelles Korrekturlesen offenbar verzichtet wurde. Das ist nicht den Autoren anzulasten, sondern einem Verfall der Kultur des (Physik-) Büchermachens. Eine liebevollere Betreuung durch den Verlag wäre diesem Werk zu gönnen.

T. Dittrich, Dresden

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