The Collected Works of Eugene Paul Wigner
Wightman
Von A. S. Wightman (Hrsg.).
Springer, Heidelberg 1994. XI + 717 S., Hardcover,
ISBN 3-540-56560-4
Der vorliegende Band setzt (nach Band V, s. Phys. Bl. 49, S. 823) die Werkausgabe des großen, 1963 mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Physikers, Mathematikers und Ingenieurs fort. In Teil I steuerte J. Mehra eine ausgezeichnete, knapp skizzierte Biographie Wigners bei. Die Teile II (Angewandte Gruppentheorie) und III (Mathematische Arbeiten) enthalten insgesamt 46 Originalartikel, die in den Annotationen von B. R. Judd und G. W. Mackey sehr sachkundig kommentiert werden. Vom Reichtum dieser Arbeiten - viele gehören zu den ,,klassischen", vor allem von Physikern immer wieder zitierten - sei hier nur einiges angedeutet.
Teil I beginnt mit den beiden Aufsätzen über ,,nichtkombinierende Terme" von 1926, die (neben einer etwas früheren Arbeit von Heisenberg) die gruppentheoretische Methode in der Quantenmechanik (vor H. Weyl) begründeten. In den nächsten Jahren verfolgte Wigner diese Untersuchungen z. T. mit seinem ungarischen Landsmann J. v. Neumann weiter. Sein Standardwerk "Gruppentheorie und ihre Anwendung auf Atomspektren" (1931) faßte die Ergebnisse zusammen und erweiterte sie (z. B. Wigner-Eckart-Theorem). 1932 griff Wigner das Problem der Zeitumkehr auf. Eine weitere historische Kostbarkeit stellt der Artikel mit P. Jordan über das Paulische Äquivalenzverbot (1928) dar, mit dem die Quantenfeldtheorie der Fermi-Teilchen begann.
Teil III bringt zunächst mehr mathematische Studien zur quantenmechanischen Gruppentheorie aus den Jahren 1929 bis 1973 (Gruppe A) - Mackey hebt sorgfältig die Verdienste Wigners gegenüber seinen Zeitgenossen (besonders H. Weyl) heraus. Ihre fundamentale Rolle in der Entwicklung der Atom-, Molekül-, Festkörper-, Kern- und Elementarteilchenphysik (die speziellen Anwendungen werden in den Bänden II und III der Serie A abgedruckt werden) sollte jeder Physiker kennen; hier sei nur an die bahnbrechende Arbeit über die unitäre Darstellung der inhomogenen Lorentzgruppe von 1939 erinnert. Anderen Problemkreisen gehören der Aufsatz mit P. Jordan und J. v. Neumann über eine Verallgemeinerung des algebraischen Formalismus der Quantenmechanik (1934) an oder die Studien über die R-Funktionen (1951 - 1954), die in der Streutheorie eine Rolle spielen (Gruppe B: Lineare Operatoren und Algebra bwz. Gruppe C: Analytische Funktionen und Wahrscheinlichkeit).
Das Werk, das dieser Band vermittelt, steht natürlich in engster Beziehung zur physikalischen Anwendung, ja läßt sich oft nur sehr willkürlich von dieser trennen, so daß man das Auseinanderreißen von ,,mathematischen" und ,,physikalischen" Arbeiten eigentlich bedauern muß. Andererseits erlaubt die getrennte Würdigung des ,,Mathematikers" Wigner durchaus neue Einsichten in sein Wirken, ohne den Eindruck zu verwischen, daß er nicht als angewandter Mathematiker, sondern als äußerst kreativer Physiker in die Geschichte der Wissenschaft eingehen wird.
H. Rechenberg, München
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