21.01.2005

The Story of Semiconductors

Orton

Das Buch vermittelt einen Überblick über die Geschichte der Halbleiter von deren Anfängen zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts bis heute. Der Autor bemüht sich, Physik, Technologie sowie technische und kommerzielle Anwendungen gleichgewichtig zu berücksichtigen. Die Physik wird vertieft durch das häufige Einfügen von "Kästen", die für das Verständnis der historischen Abfolge übersprungen werden können. In den meisten Kapiteln gelingt die angestrebte Ausgewogenheit recht gut. Im Kapitel 4 allerdings, in dem die Silizium-Chip-Technologie behandelt wird, gibt es zwar eine gute Beschreibung der historischen Entwicklung der Technologie, aber kaum etwas über damit einhergehende Schaltungsentwürfe und deren Realisierung in Geräten und Systemen. Dabei ist dies bei weitem der größte kommerzielle Anwendungsbereich für Halbleiter. Im Jahr 2003 lag der Weltmarkt für Silizium-Bauelemente bei etwa 200 Milliarden Dollar; für Bauelemente aus anderen Halbleitermaterialien lediglich bei einem Bruchteil davon, wobei GaAs mit etwa 5 Milliarden Dollar auf Rang zwei lag.

Man findet z. B. die modernen Herstellungsverfahren für CMOS-Elemente detailliert beschrieben, aber man erfährt nichts über CMOS-Schaltungen. Dabei gibt es auf diesem Gebiet bewundernswerte Entwürfe, die den Hauptnachteil von CMOS (dem gegenüber NMOS weit langsameren PMOS) durch neuartige Schaltungen ("mostly NMOS") kaum wirksam werden lassen. Im Buch erfährt man außerdem nichts über Speicherschaltungen. In einer Geschichte der Halbleiter sollte man wenigstens kursorisch den Lauf der Entwicklung von Halbleiter-Speicherzellen vermittelt bekommen, von anfangs statischen Zellen mit sechs Biopolartransistoren zu den heute gebräuchlichen dynamischen Ein-Feldeffekttransistor-Zellen. Mikroprozessoren und deren historische Entwicklung sucht man vergebens, obwohl diese Bausätze milliardenfach in einer Unzahl von technischen Geräten, Haushaltsgegenständen, Spielzeugen u. ä. zu finden sind und unser tägliches Leben nachhaltig beeinflussen.

Über den großen Einfluss der Halbleiter auf die Struktur von Industrie und Wissenschaft geht der Autor nicht ein. Dabei wäre die Software-Industrie ohne Halbleiter heute kein Multi-Milliarden-Business, sondern eine bescheidene Kleinindustrie. Ohne Halbleiter hätte sich die Informatik nicht zu einem wichtigen Wissenschaftszweig entwickelt, sondern wäre ein bescheidener Anhang der Mathematik geblieben.

Diese Aufzählung mag genügen, um die Schwächen des Buches zu charakterisieren. Es hat aber auch positive Seiten! So werden Verbindungshalbleiter, mesoskopische Strukturen, Photonik sowie polykristalline und amorphe Halbleiter - deren Physik, Technologie und Anwendungen ¿ fundiert, ausführlich und ausgewogen behandelt. Für jeden, der an diesen Bereichen Interesse hat, ist das Buch zu empfehlen.


Prof. Dr. O. G. Folberth, Bad Windsheim

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