2D-Material als Einzelphotonenquelle
Mechanische Verspannungen in zweidimensionalem Halbleiter dienen als Quellen für einzelne Photonen.
Übergangsmetall-Dichalkogenide sind, trotz ihres etwas sperrigen Namens, drauf und dran, dem „Wundermaterial“ Graphen den Rang abzulaufen. Bestehend aus einem Metall wie Molybdän oder Wolfram und einem der drei Elemente Schwefel, Selen oder Tellur bilden sie ebenfalls mechanisch und chemisch stabile, zweidimensionale Strukturen. Darüber hinaus haben sie aber einen entscheidenden Vorteil: Sie sind Halbleiter. Das macht sie interessant für eine Vielzahl möglicher Anwendungen von Transistoren bis Leuchtdioden. Forschern der Universitäten von Cambridge und Harvard ist es im Rahmen des Graphene Flagship Projekts der Europäischen Union nun gelungen, gezielt Einzelphotonenquellen auf einem solchen Material zu erzeugen.
Abb.: SEM-Aufnahmen (a) des Substrats mit den Nanosäulen, schematische Darstellung der Herstellung (b), AFM-Scan einer mit WSe2 bedeckten Nanosäule ©, Mikroskopaufnahme der Lumineszenzstrahlung von Wse2 auf einem Substrat aus regelmäßig angeordneten Nanosäulen (d; Bild: C. Palacios-Berraquero et al; NPG)
In den letzten Monaten hat Molybdändisulfid, der wohl prominenteste Vertreter der neuen Materialklasse, gleich zweimal für Schlagzeilen gesorgt: Unabhängig voneinander haben verschiedene Forschergruppen das weitläufig als Schmiermittel (MoS2) bekannte Material benutzt, um neue Wege in der Miniaturisierung von Computerprozessoren aufzuzeigen. An der Universität von Kalifornien in Berkeley ist es gelungen, den mit einer Gatelänge von nur einem Nanometer kleinsten Transistor der Welt zu bauen, während an der Technischen Universität Wien der bisher komplexeste zweidimensionale Prozessor vorgestellt wurde.
In ihrer aktuellen Studie ging es den Forschern um Mete Atatüre nun darum, das Potenzial von Übergangsmetall-
Bei hohen Strömen erfolgte diese Rekombination auf der gesamten Fläche und brachte diese gleichmäßig zum Leuchten. Bei niedrigen Strömen von etwa einem Mikroampere war die Emission dagegen auf stark lokalisierte Quantenemitter konzentriert. Das Zustandekommen eben dieser Quantenemitter konnte damals allerdings nicht zufriedenstellend geklärt werden. Man vermutete, dass Exzitonen an Störstellen gebunden werden – ihr seltenes und zufälliges Auftreten erschwerte aber genauere Untersuchungen.
Um der Frage nun näher auf den Grund zu gehen, verabschiedeten sich Atatüre und seine Kollegen vom dreischichtigen Aufbau und der elektronischen Anregung und untersuchten verschiedene Übergangsmetall-
„Früher waren wir bei der Untersuchung der Emitter auf unser Glück angewiesen“, sagt Atatüre. „Jetzt können wir auf systematische Art und Weise forschen.“ Wie Bilder eines optischen Mikroskops zeigen, ist jede der „Zeltspitzen“ eine Quelle von Lumineszenzstrahlung und Photonenkorrelationsmessungen bestätigen die Erzeugung einzelner Photonen. Die Wellenlängen der Strahlungspeaks variieren leicht von Säule zu Säule und liegen im Fall von WSe2 in einem Bereich zwischen 730 und 820 Nanometern. Die Höhe der Säulen und das damit verbundene Ausmaß der mechanischen Deformierung haben starken Einfluss auf die Qualität der emittierten Strahlung. Niedrige Säulen mit einer Höhe von 60 Nanometern führen zu mehreren Strahlungspeaks mit Bandbreiten von jeweils etwa einem Nanometer. Säulen mit einer Höhe von 190 Nanometern dagegen neigen eher dazu, einen einzelnen Peak mit einer Breite von weniger als einem Nanometer hervorzubringen. Auch was die zeitliche Stabilität der emittierten Frequenzen betrifft, erzielen höhere Säulen bessere Ergebnisse.
Um zu zeigen, dass die Erzeugung von Quantenemittern nicht auf ein spezielles Übergangsmetall-
Als nächsten Schritt wollen die Forscher den Einfluss der Geometrie der Nanosäulen auf die Quantenemission noch näher untersuchen. Davon erhoffen sie sich die Möglichkeit, die Charakteristika der Emission durch die Struktur des Substrats noch genauer einstellen zu können.
Thomas Brandstetter
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