30.04.2019 • Lasertechnik

Ableitfähige Folien per Laserperforation

Informationen zu dem neuen Verfahren von der Industrie heiß begehrt.

Das Projekt schlägt immer noch Wellen – obwohl es mittlerweile erfolgreich abgeschlossen ist. Aber Fachwissen bleibt eben, und neue Erkenntnisse sind auch nach Projektschluss begehrt. So wundert es Jürgen Gröninger und Sascha Wagner, Ingenieure am Laserzentrum der FH Münster, nicht wirklich, dass nach wie vor Unternehmen anklopfen und Informationen zu dem Laserverfahren haben möchten, das sie zusammen mit dem Verpackungshersteller EMPAC aus Emsdetten entwickelt und patentiert haben. Mit dem Verfahren lassen sich Folien für Verpackungen einfach, effektiv und kostengünstig so bearbeiten, dass sich diese nicht mehr elektrostatisch aufladen.

Abb.: Jürgen Gröninger (links) und Sascha Wagner messen am neu entwickelten...
Abb.: Jürgen Gröninger (links) und Sascha Wagner messen am neu entwickelten Anlagensystem die Größe der Perforationslöcher. (Bild: FH Münster)

„Zuletzt hat Bayer Kontakt zu uns aufgenommen“, erzählt Gröninger. „Das Unternehmen hat sehr hohe Sicherheitsstandards für Verpackungseinheiten, die zur Lagerung und zum Transport verwendet werden, zum Beispiel bei Medikamenten und Chemikalien.“ Beides gehört zu den Schüttgütern, und diese werden in großen Mengen in Bigbags gefüllt, weitertransportiert und gelagert. Beim Befüllen und Entleeren reiben die Materialien jedoch an der Verpackungswand, und das sorgt für eine elektrostatische Ladung – die in Kombination mit Staub in der Luft zu gefährlichen Explosionen führen kann. Abhilfe schafft eine bestimmte Bigbag-Folie aus mehreren Schichten, die partiell bis zu ihrer integrierten Aluminium-Schicht freigelegt ist. Über diesen leitenden Aluminium-Layer werden die Ladungen abgeführt und das Explosionsrisiko ist entschärft.

Das Einbringen der vielen feinen Löcher in die Folie in genau der richtigen Tiefe, das war bislang ein aufwändiges und teures Verfahren. Jetzt sieht das anders aus. „In unserem Verfahren bearbeitet der Laser in der Anlage die fertige Folie erst im letzten Schritt ihrer Produktion und legt die benötigten Bereiche frei“, erklärt Wagner. Für diese vorteilhafte Technologie haben EMPAC und die FH Münster nicht nur ein Patent angemeldet, sondern auch noch ein Anlagensystem entwickelt und gebaut, das die Folie vollständig automatisiert bearbeitet. „Mit dieser Anlage haben wir jetzt auch die Musterbeutel für Bayer hergestellt“, so Wagner. „Mit der Technologie und der Anlage erfahren die Beutel eine ganz andere Bearbeitungsqualität.“

Das Ganze passierte in einem ZIM-Projekt, das zwei Jahre lief. ZIM steht für „Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand“. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert dabei Kooperationen zwischen kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen. „Das Projekt der Laserperforation ist ein gutes Erfolgsbeispiel für eine gelungene Kooperation und den damit verbundenen Transfer“, sagt Stefan Adam von der TAFH Münster GmbH, der den Kontakt hergestellt hatte. „Denn EMPAC hat sich so einen klaren Wettbewerbsvorteil verschaffen können, auch im Vergleich zu Lieferanten aus Fernost, und wir als Hochschule haben wichtige Erkenntnisse und Know-how für weitere Forschungsarbeiten in diesem Bereich gewonnen.“

FH Münster / RK

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