Aktive Zentren auf Katalysatoroberflächen
Rastertunnelmikroskop-Messungen zeigen chemische Hotspots.
Ohne Katalysatoren keine Energiewende: Die chemischen Prozesse, die notwendig sind, um mit Strom Wasserstoffgas herzustellen, den Wasserstoff in Brennstoffzellen wieder in elektrische Energie zu verwandeln, oder Kohlendioxid in Treibstoff umzuwandeln, würden viel zu langsam ablaufen. Katalysatoren beschleunigen die Reaktionen, ohne dabei verbraucht zu werden. „Katalysatoren sind für die Industrie enorm wichtig. Diese hat daher großes Interesse daran, die Materialien weiter zu verbessern, um die Effizienz der Prozesse zu erhöhen“, sagt Aliaksandr Bandarenka von der TU München.
Abb.: Jonas Pfisterer und Yunchang Liang am Rastertunnelmikroskop im Labor der Arbeitsgruppe von Aliaksandr Bandarenka an der TU München. (Bild: W. Schürmann, TUM)
Eine wichtige Voraussetzung dafür hat der Forscher jetzt zusammen mit seinem Team geschaffen: Erstmals ist es gelungen, mit einem Rastertunnelmikroskop die Oberfläche von Katalysatoren während eines chemischen Prozesses zu untersuchen. Auf diese Weise konnte detailgenau ermittelt werden, an welchen Stellen die Reaktionsgeschwindigkeit und damit die Aktivität der Katalysatoren am höchsten ist.
Schon seit langem erforschen Wissenschaftler die Zusammenhänge zwischen der Oberflächenstruktur und der Aktivität heterogener Katalysatoren, bei denen chemische Reaktionen an der Grenzfläche zwischen Feststoff und Flüssigkeit beziehungsweise Gas stattfinden. Heterogene Katalysatoren werden beispielsweise bei der elektrolytischen Gewinnung von Wasserstoffgas oder bei der Reinigung von Autoabgasen eingesetzt. „Die chemischen Reaktionen laufen jedoch nicht überall gleich schnell ab, sondern es gibt auf der Oberfläche der Katalysatoren aktive Zentren“, sagt Bandarenka. „Um diese zu lokalisieren, waren wir bisher auf Modellrechnungen und indirekte Messungen angewiesen.“
Mit dem neuen Analyseverfahren lassen sich die aktiven Zentren jetzt erstmals experimentell nachweisen. Proben mit Katalysatormaterialen – darunter Platin und eine Kombination aus Gold und Palladium – werden dazu mit einer flüssigen Elektrolytschicht bedeckt und im Rastertunnelmikroskop untersucht. Während Wasserstoff-
„Interessanterweise sind die Tunnelströme nicht überall gleich. Da gibt es Bereiche, in denen der Strom stärker, aber unregelmäßig fließt – er rauscht“, berichtet Bandarenka. Dieses Rauschen sei seit längerem bekannt, doch bisher habe niemand nach den Ursachen gefragt. Bei der Auswertung der Daten stieß das Team jetzt auf einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Intensität des Rauschens und Defekten an der Oberfläche der Katalysatoren – mikroskopisch feinen Stufen, Kanten oder Ecken. „Mit der Zahl der Defekte nimmt das Rauschen zu – es fließen mehr Elektronen und damit mehr Strom“, so Bandarenka.
Kleine Defekte im Atomgitter, aber auch Grenzen zwischen Materialien – beispielsweise Palladium auf Gold – scheinen also idealen Bedingungen für die Katalyse zu schaffen. Doch warum? „Unsere Experimente zeigen, dass die Zahl der Nachbaratome und die daraus resultierende Stärke der Bindung entscheidend ist für die Aktivität“, erläutert Team-
TUM / RK