19.11.2019

Apollo12: Punktlandung für die Wissenschaft

Vor 50 Jahren gelang die zweite bemannte Landung auf dem Mond.

„Whoopie!“ Mit diesem Ausruf betrat Apollo-Astronaut Pete Conrad am 19. November 1969 als dritter Mensch den Mond. Befreit von der weltgeschichtlichen Bürde, die auf Apollo 11 lastete, konnte er es sich leisten, seine ungezwungene Art beizubehalten und parodierte anschließend Neil Armstrongs berühmte Worte: „Man, that may have been a small one for Neil, but that’s a long one for me.“ Dabei nahm Conrad sich auch selbst auf die Schippe, denn er war der Kleinste unter den Apollo-Astronauten.

Apollo 12 stand und steht im Schatten von Apollo 11, doch die beiden „Moonwalker“ Charles „Pete“ Conrad, Alan Bean und ihr Pilot der Kommandokapsel, Richard „Dick“ Gordon, haben das amerikanische Mondprogramm mit ihrer Mission nicht zuletzt dank einiger Premieren entscheidend vorangebracht.

Dabei drohte kurz nach dem Start fast der Abbruch der Mission. Die Saturn-V-Rakete war nach 36,5 und 52 Sekunden vom Blitz getroffen worden. Sämtliche Warnlampen leuchteten auf, doch der 24-jährige John Aaron, einer der „flight controller“, rettete die Mission. Aaron wusste welcher Schalter umzulegen war, sodass die Systeme nach einem Neustart wieder funktionierten. Da anschließende Tests der Crew keine Schäden an der Elektrik ergaben, konnte der Flug zum Mond wie geplant fortgesetzt werden.

Neil Armstrong war zwar die Landung auf dem Mond gelungen, allerdings 6,5 Kilometer vom anvisierten Landepunkt entfernt. Apollo 12 sollte dagegen eine Punktlandung abliefern. Nur dann ließ sich das aufwändig vorab geplante Forschungsprogramm der Geologen umsetzen. Ziel war eine Stelle im Ozean der Stürme („Oceanus Procellarum“) nahe des Punktes, an dem die Surveyor-3-Sonde im April 1967 gelandet war.

Conrad konnte bei der Landung nicht nur auf intensives Training bauen, sondern auch auf seine Kenntnis des Landemoduls, bei dessen Entwicklung er ab 1962 mitgewirkt hatte. Die größte Schwierigkeit beim Landeanflug erwuchs allerdings aus den Bereichen auf dem Mond, die eine höhere Gesteinsdichte aufwiesen, die „Mascons“. Sie führten zu Schwerkraftschwankungen, welche die Landefähre vom vorgesehenen Kurs abbrachten. Mit den Erfahrungen von Apollo 11 und mit Hilfe der Dopplerverschiebung der Signale von der Landefähre gelang es jedoch, den Einfluss der Mascons auf die Flugbahn zu berücksichtigen. In 120 Metern Höhe über der Mondoberfläche übernahm Conrad die Steuerung und landete die Apollo-12-Landefähre „Intrepid“ nur 155 Meter von Surveyor 3 entfernt.

Pete Conrad und Alan Bean verbrachten mit 31,5 Stunden rund 10 Stunden länger auf dem Mond als Armstrong und Aldrin. Zudem absolvierten sie nicht einen, sondern zwei Außeneinsätze von jeweils fast vier Stunden Dauer. Der erste war vor allem dem Aufstellen wissenschaftlicher Instrumente gewidmet, darunter eine Metallfolie zur Untersuchung des Sonnenwinds, ein Seismometer und das erste Magnetometer auf dem Mond. Damit zeigte sich, dass das Magnetfeld des Mondes nur ein Tausendstel von dem der Erde beträgt. Die ausgeprägten Gradienten deuteten auf lokale Quellen hin und schlossen ein Dipolfeld, wie es das flüssige Innere der Erde produziert, aus.

Der zweite Außeneinsatz profitierte von der erfolgreichen Punktlandung: Conrad und Bean konnten die Gesteins- und Staubproben entlang der von den NASA-Geologen geplanten Route  sammeln und Surveyor 3 einen Besuch abstatten. Ziel war es, zu untersuchen, welchen Einflüssen die Sonde seit ihrer Landung am 20. April 1967 ausgesetzt war. Conrad entfernte dafür einige Teile der Sonde, insbesondere die Kamera, die auf der Erde untersucht werden sollten.

Die Gesteinsproben von Apollo 12 stammten vor allem aus Bereichen in der Nähe von Kraterrändern und erwiesen sich zu einem größeren Anteil als kristallin als die Proben von Apollo 11. Unterschiede im Alter und in der chemischen Zusammensetzung der Proben von Apollo 11 und 12 deuten darauf hin, dass der Vulkanismus, der zur Bildung der Mare-Regionen geführt hat, kein einzelnes, mondweites Ereignis gewesen sein kann. Die Apollo-12-Astronauten brachten auch feinkörniges, helles Material auf die Erde, das aus den ausgedehnten Strahlen des Copernicus-Kraters stammt. Damit ließ sich darauf schließen, dass der Einschlag vor rund 800 Millionen Jahren stattgefunden haben muss.

Dick Gordon absolvierte derweil an Bord des Kommandomoduls ein umfangreiches fotografisches Programm, vor allem um besonders interessante Landestellen für die folgenden Apollo-Missionen zu identifizieren, etwa das Fra-Mauro-Gebiet, das für Apollo 13 vorgesehen war. Da diese Mission im April 1970 wegen einer Explosion abgebrochen werden musste, landeten dort erst im Februar 1971 die Astronauten Alan Shephard und Edgar Mitchell von Apollo 14.

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Apollo 12 erwies sich insgesamt als äußerst erfolg- wie ertragreiche Mission. Die Punktlandung zeigte, dass auch schwierigere, aber geologisch ungleich interessantere Landestellen erreichbar waren. Pech hatten die Apollo-12-Astronauten nur mit den Kameras. Die Farbkamera für die Liveübertragung fiel bereits frühzeitig aus, weil Bean diese aus Versehen auf die Sonne gerichtet hatte. Daher sind die Außeneinsätze nur fotografisch dokumentiert. Und der Plan für ein Selfie der beiden Astronauten mit Surveyor 3 scheiterte, weil sich der heimlich eingepackte Selbstauslöser im Transportbehälter nicht finden ließ.

Zu den weniger ernsthaften Premieren von Apollo 12 gehörten die ersten Bilder von Playmates auf dem Mond, die in die Checklisten für die Außeneinsätze geschmuggelt worden waren, und das erste, wenn auch winzige Kunstwerk auf dem Mond („Moon Museum“), das am Gestell der Landefähre angebracht worden war und zu dem unter anderem Robert Rauschenberg und Andy Warhol beigetragen hatten.

Wer die Protokolle und Tonaufnahmen des Funkverkehrs von Apollo 12 studiert, erlebt im Kontrast zur eher wortkargen Mannschaft von Apollo 11 eine sehr humorvolle und enthusiastische Crew. Conrad, Gordon und Bean waren Freunde und blieben auch nach ihrer Mission eng verbunden.

Conrad und Bean flogen jeweils noch einmal zur Skylab-Station ins All. Gordons Hoffnung, mit Apollo 18 selbst auf dem Mond zu landen, wurde enttäuscht, als diese Mission gestrichen wurde. Während Gordon und Conrad anschließend eine Karriere in der freien Wirtschaft einschlugen, machte Bean seine Passion zum Beruf – als Maler, der seine Erfahrungen im Weltall und auf dem Mond künstlerisch verarbeitete.

Alexander Pawlak

 

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